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Barrierefreie Kommunikation

Andere verstehen und selbst verstanden werden: Das ist entscheidend für Teilhabe und Mitbestimmung. Bei der barrierefreien Kommunikation unterstützen Hilfen und Angebote wie Untertitel und akustische Bildbeschreibungen bei Videos, Übersetzungen in Gebärdensprache, Leichte Sprache oder Brailleschrift, Sprachausgabegeräte und vieles mehr. 

Informationen auf verschiedenen Wegen vermitteln

Sprechen, Hören, Lesen: Das sind nur einige von vielen Wegen, um sich auszudrücken oder Informationen zu erhalten. Menschen, die sich aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Behinderung nicht über die Standardlaut- oder Schriftsprache mitteilen können, haben alternative Möglichkeiten zu kommunizieren. Dabei nutzen sie andere Sinne, wie etwa blinde Menschen den Hör- oder Tastsinn oder gehörlose Menschen ihr Sehvermögen. Auch Gebärdensprache oder vereinfachte Varianten der Standardsprache wie die Leichte Sprache helfen, Hürden bei der Kommunikation zu überwinden. Ebenso erleichtern technische Hilfsmittel wie induktive Höranlagen, Symbolkarten oder Sprachausgabegeräte die Verständigung.  

Damit Menschen an Kommunikation im Alltag teilhaben und miteinander in Austausch treten können, braucht es also entsprechende Angebote: von der Infobroschüre in Leichter Sprache über Schulbücher in Brailleschrift bis zum Spielfilm mit Untertiteln. Zudem können Menschen ohne entsprechende Einschränkung barrierefreie Wege der Kommunikation erlernen und sich so mit Menschen mit Behinderung direkt austauschen. Wo das nicht möglich ist, helfen Profis weiter: etwa Gebärdensprachdolmetschende oder Übersetzerinnen und Übersetzer für Leichte Sprache

Barrierefreie Kommunikationswege im Überblick

  • insbesondere für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Leseschwäche sowie für Menschen, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist 
  • Texte werden nach festgelegten Regeln besonders einfach formuliert und gestaltet 
  • Beispiele für Einsatzorte: Bücher, Broschüren, Formulare, Audioguides, Videos und Texte auf Websites; Leichte Sprache als gesprochene Sprache, z. B. in der Beratung 

  • für gehörlose und höreingeschränkte Menschen 
  • basiert auf Finger- und Handzeichen, Mimik, Lippenbewegungen und Körperhaltung 
  • Beispiele für Einsatzorte: Fernsehen, Veranstaltungen, Online-Videos, Online-Konferenzen, persönliche Kommunikation

  • für gehörlose und höreingeschränkte Menschen 
  • geben gesprochene Sprache in Schriftform wieder und beschreiben zum Teil auch Geräusche und Musikstile 
  • Beispiele für Einsatzorte: Fernsehen, Kino, Theater, Online-Videos, Veranstaltungen, Online-Konferenzen 

  • für blinde und seheingeschränkte Menschen 
  • Brailleschrift: Buchstaben und Ziffern werden in einem ertastbaren Punktesystem dargestellt 
  • Pyramidenschrift (auch Reliefschrift genannt): normale Schriftsprache wird als tastbare Profilschrift dargestellt 
  • Beispiele für Einsatzorte: Orientierungshinweise, Beschilderungen in Gebäuden, gedruckte Medien 

  • für blinde und seheingeschränkte Menschen 
  • Orte, Handlungen und Personen werden beschrieben 
  • Beispiele für Einsatzorte: Fernsehen, Kino, Museen, Online-Videos

  • für Menschen mit erworbenen oder angeborenen Kommunikationseinschränkungen 
  • Kommunikation erfolgt zum Beispiel über Gesten, Gebärden, Tast-Alphabet (Lormen) Gesichtsausdruck, Körper- oder Augenbewegung, über Symbolkarten, -tafeln, -ordner und Schrift sowie über elektronische Kommunikationshilfen mit Sprachausgabe 
  • Beispiele für Einsatzorte: persönliche Kommunikation im Alltag

Leichte Sprache: Texte besser verstehen

Viele geschriebene Texte bestehen aus langen Sätzen, enthalten Fremdwörter oder Abkürzungen. Für viele Menschen sind solche Texte schwer zu verstehen. Deshalb gibt es die Leichte Sprache. Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten haben dafür gemeinsam Regeln entwickelt. Werden Texte nach diesen Regeln verfasst, können Lesende den Inhalt von Texten, Briefen oder Dokumenten leichter erfassen. Das hilft Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber zum Beispiel auch Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen, die an Demenz erkrankt sind oder nicht gut lesen können. Werden Texte direkt in Leichter Sprache verfasst oder bestehende Texte in Leichte Sprache übersetzt, ermöglicht das vielen Menschen mehr Gleichberechtigung und Teilhabe. 

Beratung zur Leichten Sprache 

Wie funktioniert Leichte Sprache? Wo ist ihr Einsatz sinnvoll? Wie können Texte in Leichte Sprache übersetzt werden? Warum ist die Einbeziehung von Menschen mit Lernschwierigkeiten wichtig und wie lässt sie sich umsetzen? Darüber informiert die Beratungsstelle Barrierefreiheit in Kooperation mit dem Fach-Zentrum für Leichte Sprache der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH.

Die Erstberatung ist kostenlos und steht Privatpersonen, Fachleuten, Unternehmen und Kommunen offen. Die Beratung erfolgt telefonisch, schriftlich, online oder persönlich – und das neutral und unabhängig. Das Angebot wird vom Bayerischen Sozialministerium gefördert.

Leichte Sprache

Andi Frank

Angebote in Leichter Sprache richten sich an Menschen, denen das Verstehen von Texten schwerfällt. Leichte Sprache ermöglicht es ihnen, sich selbstbestimmt zu informieren, sich eine Meinung zu bilden und so am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. 

Gebärdensprache: Kommunikation mit Körpereinsatz

Die Gebärdensprache ermöglicht die Verständigung gehörloser, schwerhöriger und hörender Menschen. Genutzt werden dafür Handzeichen, Kopf- und Körperhaltung sowie Mimik. Während die Bewegungen der Hände den Inhalt eines Satzes wiedergeben, lassen sich im Gesicht zum Beispiel Grammatik und spezielle Funktionswörter wie „ob“ oder „wenn“ ablesen. Deshalb haben Menschen, die sich mittels Gebärdensprache verständigen, nicht nur die Hände ihres Gegenübers, sondern die ganze Person im Blick. 

Die Gebärdensprache ist keine internationale Sprache, sondern unterscheidet sich von Land zu Land. Seit 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) als eigenständige Sprache anerkannt. Um Barrieren abzubauen, ist nicht nur der Einsatz von Gebärdensprachdolmetschenden sinnvoll. Je mehr hörende Menschen die Gebärdensprache erlernen, desto umfassender kann die Teilhabe gehörloser Menschen in allen Bereichen des Lebens verbessert werden.

Gebärdensprache

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Die Gebärdensprache ist für Menschen, die nicht hören können, das wichtigste Mittel zur Verständigung. Seit 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache hierzulande als eigenständige Sprache anerkannt. Sie ist der Schlüssel zu einer Gesellschaft, in der alle gehört werden – auch ohne Laute. 

„Bayern barrierefrei“ verschafft Zugang zu Behördeninformationen

Die barrierefreie Kommunikation hat für die Bayerische Staatsregierung höchste Priorität. Die Angebote in Deutscher Gebärdensprache und in Leichter Sprache sowie die barrierefreien Web-Auftritte und Antragsverfahren werden daher kontinuierlich ausgebaut. Alle bestehenden Angebote der Staatsregierung in Gebärdensprache und Leichter Sprache sind auf der Internet-Plattform „einfach finden“ unter einer Webadresse leicht auffindbar und zugänglich.

Untertitel: Ton wird Text

Untertitel geben die Inhalte einer Filmsequenz in Schriftform wieder. Sie werden meist am unteren Bildrand eingeblendet und können für viele Zwecke hilfreich sein – zum Beispiel, wenn man sich einen fremdsprachigen Film in der Originalversion oder ein Video ohne Tonwiedergabe anschauen möchte. Für manche Menschen sind Untertitel jedoch keine nette Ergänzung, sondern eine Notwendigkeit. Durch Untertitel können taube und schwerhörige Zuschauerinnen oder Zuschauer eines Kinofilms, eines Fernsehbeitrags oder eines Online-Videos verstehen, was auf dem Bildschirm oder der Leinwand vor sich geht. 

Während die „Original mit Untertitel“-Version (OmU) nur die gesprochenen Worte in Textform wiedergibt, wendet sich die Barrierefreie Untertitelung gezielt an gehörlose oder schwerhörige Menschen: Diese werden auch als „Subtitles for the Deaf and Hard-of-hearing“ (SDH) bezeichnet, also zu Deutsch „Untertitel für Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen“. Sie geben alle wichtigen akustischen Informationen eines Beitrags wieder. Dazu gehören neben dem gesprochenen Wort etwa Geräusche, Musikstile und die Zuordnung der jeweils Sprechenden. Da gehörlose oder schwerhörige Menschen einen eingeschränkten Zugang zum Originalton eines Films haben, ist eine ausreichende Lesezeit für die SDH-Versionen wichtiger als streng synchrones Timing.

Die sogenannten „Übertitel“ übernehmen in der Oper und im Theater die Aufgabe der Untertitel. Dabei geben Projektor oder Laufschriftanzeigen oberhalb der Bühne die gesprochene oder gesungene Sprache in Textform und in der jeweiligen Landessprache aus.

Braille- und Pyramidenschrift: Lesen mit den Fingern

Gerade mal 16 Jahre alt war Louis Braille, als er 1825 die nach ihm benannte Blindenschrift fertigstellte. Das Konzept ist so einfach wie genial: Die Brailleschrift basiert auf sechs ertastbaren Punkten, die wie in einem Eierkarton angeordnet sind. Durch die Kombination dieser Punkte lassen sich 64 verschiedene Zeichen – Buchstaben, Umlaute, Zahlen und Satzzeichen – darstellen. Über Groß- oder Kleinschreibung beziehungsweise die Verwendung von Zahlen oder Buchstaben informieren Hilfszeichen. 

Die Erfindung der Brailleschrift war für blinde Menschen ein Meilenstein in Bildung und Selbstbestimmung – und förderte auch die Blindenselbsthilfebewegung. Bis heute hat sie nicht an Bedeutung verloren. Neben Kinderbüchern und Romanen in Brailleschrift ist im digitalen Zeitalter die Braillezeile von besonderer Bedeutung. Die Braillezeile ist ein Computer-Ausgabegerät, das digitale Inhalte mittels Screenreader in Brailleschrift darstellt und somit für Menschen mit Sehbehinderung lesbar macht. Um noch mehr digitale Zeichen abbilden zu können, werden die ursprünglich sechs Punkte in der Braillezeile oft um zwei weitere Punkte ergänzt. Daraus ergeben sich 256 mögliche Kombinationen.

Für Menschen, die schlecht sehen können, aber die Brailleschrift nicht beherrschen, baut die Pyramidenschrift im Alltag Barrieren ab. Durch diese erhabene Profilschrift lassen sich Buchstaben und Zeichen mit den Fingern ertasten. Die Pyramidenschrift kommt häufig auf Hinweisschildern zum Einsatz und gibt zum Beispiel Auskunft über eine Haus- oder Raumnummer. Auch auf Treppengeländern in Gebäuden oder in Bahnhöfen hilft sie bei der Orientierung. Um die Lesbarkeit zu gewährleisten, werden in der Regel nur Großbuchstaben abgebildet. Beschriftungen in Pyramidenschrift zu entziffern, erfordert keine Vorkenntnisse und ist auch für Sehende gut möglich.

Barrierefreiheit bedeutet für mich, dass ich nicht lange nachdenken muss, wie ich etwas erreichen kann. Und, dass ich Infos mit MEINEN Mitteln erlangen kann.

Yvonne Burkhardt ist blind – und Theaterfan. Am Landestheater Schwaben in Memmingen entwickelte sie barrierefreie Angebote wie die Touch Tours mit.

Audiodeskription: Bilder zum Anhören

Die Bilder in Filmen, Videos oder Fernsehbeiträgen sind meist mehr als eine visuelle Ergänzung des gesprochenen Wortes. Sie stellen oft einen eigenen Inhalt dar oder geben auch Stimmungen wieder. Bei einer Audiodeskription (kurz: AD) werden alle rein visuell vermittelten Inhalte von einer Sprecherin oder einem Sprecher beschrieben. Dadurch können sie Blinde und Menschen mit Sehbehinderung verfolgen. Die Audiodeskription liefert beispielsweise Informationen zur Handlung, beschreibt Personen oder Schauplätze. Die besondere Herausforderung besteht darin, aus der Fülle von Bildinformationen eine Auswahl zu treffen, diese Informationen gut zu beschreiben und die Audiodeskription beispielsweise in Gesprächspausen einzupassen. 

Audiodeskriptionen werden von professionellen Autorinnen und Autoren erstellt. Vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender bieten ein breites Spektrum von Sendungen mit akustischer Bildbeschreibung in deutscher Sprache an. Künftig könnten KI-basierte Sprachprogramme dafür sorgen, dass die Produktion akustischer Bildbeschreibungen günstiger wird und mehr nationale und internationale Produktionen für Menschen mit Sehbehinderung zur Verfügung stehen.

Unterstützte Kommunikation: Sprache ist nicht alles

Unterstützte Kommunikation (kurz: UK) ermöglicht Teilhabe für Menschen, die sich nicht oder kaum lautsprachlich äußern können. Diese Einschränkung kann angeboren sein. Manche Menschen verlieren ihre Fähigkeit zu sprechen oder Sprache zu verstehen auch erst durch eine Krankheit oder einen Unfall. Die Unterstützte Kommunikation kann es zudem Menschen mit kognitiven Einschränkungen erleichtern, sich mit anderen auszutauschen.

Grundsätzlich kann man sich bei der Unterstützen Kommunikation mit dem eigenen Körper oder mit weiteren Hilfsmitteln mitteilen – beides lässt sich auch kombinieren. Es gibt dabei eine ganze Palette an Methoden und Kommunikationshilfen. Sie können die Verständigung über die Lautsprache ergänzen oder ganz ersetzen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Kommunikation mit dem Körper, etwa Laute, Gebärden, Mimik oder Blickkontakt 
  • Gegenstände, auf die gezeigt oder geblickt werden kann bzw. die sich ertasten lassen
  • Kommunikationstafeln oder -bücher, die grafische Symbole wie Fotos, Bilder, Zeichnungen, Symbole oder Schrift zum Zeigen enthalten
  • elektronische Kommunikationshilfen, etwa Geräte mit Sprachausgabe in Form von Lautsprache oder Schrift, Smartphones und Tablets mit spezieller Kommunikationssoftware oder Ansteuerungshilfen, mit denen sich elektronische oder batteriebetriebene Geräte bedienen lassen

Welcher der jeweils passende Weg für eine Person ist, die die Unterstütze Kommunikation nutzen möchte, sollte individuell auf ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten sowie Interessen abgestimmt werden. Daher ist es wichtig, sich an eine kompetente Beratungsstelle zu wenden.

Beratung zur Unterstützten Kommunikation

Als Kooperationspartnerin der Beratungsstelle Barrierefreiheit bietet die CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH allgemeine Informationen zur Unterstützten Kommunikation, etwa zu den Zielgruppen, Funktionen und möglichen Kommunikationshilfen.

Personen, die unterstützt kommunizieren, deren Angehörige oder Bezugspersonen sowie Personen, die sich allgemein zu Unterstützter Kommunikation informieren wollen, können eine kostenlose und individuelle Erstberatung per Telefon, E-Mail, Video oder vor Ort vereinbaren. Gefördert wird das Angebot vom Bayerischen Sozialministerium.

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