„Mit Christus Brücken bauen“ war das Motto des Regensburger Katholikentags. „Mit Christus barrierefrei Brücken bauen“, fügten Judith Schmohl und ihr Team hinzu. Die erste Brücke schlugen sie im Jahr vor der Veranstaltung. „Wir hatten einen Beirat aus Menschen mit Behinderung und Fachleuten, die uns zum Thema Barrierefreiheit ortskundig beraten haben. Von den Maltesern bis zur Katholischen Jugendfürsorge, vom Behindertenbeirat der Stadt bis zum Blinden- und Sehbehindertenbund.“ Gemeinsam machten sie sich mit den Anforderungen an eine barrierefreie Umgebung, dem Programm des Katholikentags und den Gegebenheiten an den vielen großen und kleinen Veranstaltungsstätten vertraut. „Unser Ziel war es, den Katholikentag für Menschen mit Behinderung nicht nur zugänglich zu machen, sondern interessant zu gestalten. Und zwar für Menschen mit unterschiedlichsten Formen von Behinderung.“
Nicht nur zugänglich, sondern auch interessant
Es ging also nicht nur um logistische Fragen (Wie organisiert man einen Shuttle-Service im Großformat? Wie viele Leih-Rollatoren und -Rollstühle sollten zur Verfügung stehen? Wie müssen Ruheräume und Toiletten für Menschen mit Schwerbehinderung ausgestattet sein?), sondern auch um inhaltliche. Wie wird aus einem Treffpunkt mit Kaffee und Kuchen ein inklusives Café, das Menschen mit und ohne Behinderung zur Begegnung einlädt? Wie gestaltet man einen Katholikentag für Menschen mit geistiger Behinderung zum bereichernden Erlebnis? Welche Programmpunkte eignen sich für Familien mit kleinen Kindern? Nicht alle 1.000 Einzelveranstaltungen können von Gebärdensprachdolmetschenden begleitet werden. Wie entscheidet man, welche Angebote für gehörlose und hörbehinderte Menschen besonders attraktiv sind? Auch hier wurde der Beirat aktiv und unterstützte das Team mit Vorschlägen.
Teilhabe beginnt mit Kommunikation
Ein Katholikentag beginnt schon lange vor dem Eröffnungsgottesdienst. Nämlich dann, wenn sich die Website allmählich mit Infos füllt. Wenn die Einladungen verschickt werden, die ersten Anmeldungen eintrudeln, die Belegungslisten der Gemeinschaftsquartiere länger und länger werden. Zunächst wurden also die Einladungsfolder in Leichte Sprache übersetzt, später Liederhefte und Gebete. Das Katholikentagsgebet wurde in Brailleschrift für blinde Menschen aufgelegt, Stadtpläne und Infomaterialien zur Barrierefreiheit gedruckt, ungezählte Hinweisschilder vorbereitet. Für blinde Menschen wurden CDs eingelesen, die CD-Hüllen in Braille beschriftet. Dann nahm sich das Team die Kommunikation während des Katholikentags vor. „In denkmalgeschützten Bauten ist es oft schwierig, Induktionsschleifen zu verlegen, über die Menschen mit Hörgerät oder Cochlea-Implantat Gespräche verfolgen können“, erinnert sich Judith Schmohl und verweist dezent auf „harte Verhandlungen“ mit den Denkmalschützern.
Gebärdensprachdolmetschende übersetzen Lautsprache für gehörlose Menschen. Bei größeren Veranstaltungen kann man die Dolmetscherinnen und Dolmetscher filmen und ihre Gebärden groß auf Leinwand übertragen. Doch wie können z. B. ältere, schwerhörige Menschen (die nicht die Gebärdensprache gelernt haben) Ansprachen, Diskussionen oder Predigten verfolgen, wenn der Lautsprecher knarzt oder der Wind die Stimmen davonträgt? Das Orga-Team buchte Schriftdolmetschende. Sie tippen bei Vorträgen oder Diskussionen in Echtzeit mit; diese Mitschriften werden direkt auf eine Leinwand übertragen. Für die Teilnahme von Menschen mit geistiger Behinderung wurden ein bis zwei Veranstaltungen pro Tag vorbereitet: Bewegungsangebote, Erzählrunden, auch Meditation und biblische Impulse für Menschen mit und ohne Behinderung.