Ob Hotel, Museum oder Naturlehrpfad: Barrierefreie touristische Angebote erreichen mehr Menschen – ältere Reisende, Menschen mit Behinderung, Familien. Hier können sich Anbieter in Bayern, die Barrierefreiheit im Blick haben, über Möglichkeiten der Zertifizierung und Vermarktung informieren.
Tourismus ohne Barrieren anbieten
Inhalt dieser Seite
- Barrierefreiheit als Erfolgsfaktor
- „Reisen für Alle“: Angebot zertifizieren lassen, Vorteile sichern
- Nicht 100 % Barrierefreiheit. Sondern 100 % verlässliche Infos!
- Bildergalerie: Wofür steht das Logo „Reisen für Alle“?
- Praxistipps, kostenlose Beratung & Fördermittel
- „Urlaub für Alle“: das Portal für barrierefreien Tourismus
Barrierefreiheit als Erfolgsfaktor
Betrachtet man den demografischen Wandel, dann ist klar: Der Anteil der älteren Reisenden wird weiter steigen. Und das bedeutet: Barrierefreiheit ist im Tourismus kein nettes Extra, sondern ein Muss. Für Tourismusanbieter ist das allerdings auch eine große Chance. Wer jetzt in barrierefreie Angebote investiert, wird künftig für noch mehr Reisende attraktiv.
Was ist barrierefreier Tourismus?
Barrierefrei sind touristische Angebote, wenn sie für alle Menschen einfach und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Gehbehinderte Gäste, Familien mit Kinderwagen und Menschen im Rollstuhl brauchen stufen- und schwellenlose Zugänge, breitere Türstöcke, Platz zum Rangieren und geräumige Aufzüge. Auch Seh- und Hörbehinderungen sind verbreitet. Klare Farbkontraste und Leitsysteme helfen bei der Orientierung, Speisekarten in Großschrift bei der Auswahl. Induktionsschleifen am Info-Schalter und im Vortragssaal sorgen dafür, dass Menschen mit Hörgerät kein Wort verpassen. Und einfache, klare Infos helfen nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Sie bedeuten ein Komfort-Plus für alle Gäste.
Sie setzen nicht auf ältere Gäste, sondern auf junge Familien? Auch dann ist Barrierefreiheit Ihr Thema. Denn auch Familien mit Kleinkindern achten auf barrierefreie Angebote: von der Zugänglichkeit für Kinderwägen über Kinderstühle im Restaurant bis zum Wickeltisch, der Müttern und Vätern gleichermaßen zur Verfügung steht.
Barrierefreier Tourismus: ein Markt mit riesigem Potenzial
- Zwei Drittel aller Reisenden mit Kindern informieren sich vor Reisestart über die Zugänglichkeit von touristischen Angeboten.
- 7,9 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Schwerbehinderung. 37 Prozent der Reiselustigen mit eingeschränkter Mobilität haben wegen fehlender Barrierefreiheit schon auf eine Reise verzichtet.
Diese und weitere Fakten sowie hilfreiche Tipps zur barrierefreien Angebotsgestaltung bietet der Praktikerleitfaden „Barrierefreier Tourismus“ der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Er kann auf deren Website als PDF heruntergeladen oder in der Printversion bestellt werden:
Wir wollen Menschen mit Behinderung nicht mehr in Behindertenkabinen und Therapiebecken absondern. Unser Umbauziel: mehr Komfort für alle – gemeinsam.
Ulrich Schumann leitet seit Anfang 2015 die Altmühltherme Treuchtlingen.
„Reisen für Alle“: Angebot zertifizieren lassen, Vorteile sichern
Wer kann mitmachen?
Das System „Reisen für Alle“ prüft und bewirbt barrierefreie touristische Angebote deutschlandweit. Im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung bietet die Bayern Tourismus Marketing GmbH als Master-Lizenznehmer die Erhebung und Zertifizierung von Angeboten für Menschen mit Mobilitäts- und/oder Aktivitätseinschränkungen an. Teilnehmen können alle bayerischen Leistungsträger entlang der touristischen Servicekette. Zudem führt die Landesmarketingorganisation in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Seminar für Tourismus Schulungen durch. Im Mittelpunkt steht die Sensibilisierung für das Thema barrierefreies Reisen und der Abbau von Hemmungen im Umgang mit Gästen mit Behinderung. Hier helfen auch die praktischen Simulationsübungen. Als Vertiefung für bereits engagierte Leistungsträger bietet die Bayern Tourismus Marketing GmbH zudem Seminare zu speziellen Themen wie der Vermarktung barrierefreier Angebote oder zu barrierefreiem Bauen an.
Jeder Tourismus-Anbieter kann sich von „Reisen für Alle“ prüfen lassen: ob Hotel, Pension oder Ferienwohnung, Kultureinrichtung, Sportveranstalter, einzelner Laden oder Shopping-Meile, Ausflugsschiff oder Nahverkehrsverbund – Kommune, Unternehmen oder Verband.
Wie läuft die Zertifizierung ab?
Wenn Sie über die Bayern Tourismus Marketing GmbH einen Prüfantrag stellen,
- kommt eine geschulte Kraft zu Ihnen und erfasst alle Details schriftlich und mit Fotos.
- nimmt mindestens eine Person aus Ihrem Betrieb an einer Online- oder Präsenzschulung teil.
Eine zentrale Prüfstelle vergibt anschließend die Kennzeichnung und verfasst einen genauen Bericht. Dieser Bericht wird auf der Website „Reisen für Alle“ vorgestellt. Zusätzlich bewirbt die Bayern Tourismus Marketing GmbH Ihr Angebot auf der Website „Urlaub für Alle in Bayern“ mit weiteren touristisch relevanten Informationen und Bildern.
Für unser Hotel ist es völlig normal, dass die Gäste nur schlecht oder gar nicht sehen. Sie wollen und sollen bei uns Urlaub machen wie jeder andere auch. Mit unseren Angeboten unterstützen wir sie dabei – und schlagen eine Brücke in die Urlaubswelt der Sehenden.
Kerstin Skudrin ist Verkaufsleiterin im AURA-HOTEL Saulgrub. Es ist speziell auf blinde und sehbehinderte Urlauberinnen und Urlauber ausgerichtet.
Nicht 100 % Barrierefreiheit. Sondern 100 % verlässliche Infos!
Bei der Zertifizierung durch „Reisen für Alle“ geht es nicht um vollständige Barrierefreiheit! Sie müssen kein komplett barrierefreies Rundum-Angebot auf dem Reißbrett entwerfen. „Reisen für Alle“ will dazu motivieren, dass Sie Ihr Angebot, Ihre Strukturen und Ihre Einrichtung oder Ausstattung prüfen und zudem überlegen, an welcher Stelle Sie weitere Barrieren abbauen könnten. Dabei können Sie sich von Profis beraten lassen; teilweise werden Maßnahmen auch finanziell gefördert.
Der Prüfbericht listet alle Details, die für Menschen mit bestimmten Einschränkungen wichtig sind. Interessierte können sich so selbst ein Bild machen, ob ein Angebot für sie geeignet ist. Auf der Website von „Reisen für Alle“ filtern Reiselustige nach
- Reiseregion,
- Art des Angebots (Beherbergung, Gastronomie, Freizeit & Sport usw.),
- den gewünschten Ausstattungsmerkmalen für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen (z. B. Gehbehinderung, Hörbehinderung usw.) bzw. Allergien oder Unverträglichkeiten.
Bildergalerie: Wofür steht das Logo „Reisen für Alle“?
Porträts & Reportagen
Praxistipps, kostenlose Beratung & Fördermittel
Unterstützung, Beratung und attraktive Online-Auftritte für Ihre barrierefreien Tourismus-Angebote: Hier finden Sie gute Info-Adressen und Anlaufstellen.
Das B2B-Portal der Bayern Tourismus Marketing GmbH informiert Anbieter im Freistaat über barrierefreien Tourismus und ist Ansprechpartner für Interessenten in Bayern. Auf der Website wird der genaue Ablauf von Erhebung und Zertifizierung durch das System „Reisen für Alle“ beschrieben. Dort gibt es auch den Antrag zur Teilnahme am System. Ebenso finden Sie hier die Teilnahmekosten sowie aktuelle Fördermöglichkeiten.
Aktuelles, Hintergrundinfos und alle Fakten zur Zertifizierung von barrierefreien touristischen Angeboten bietet die Website des Systems „Reisen für Alle“:
Eine umfassende Einführung in den barrierefreien Tourismus mit anschaulichen und praxisgerechten Infos, Beispielen sowie einer Checkliste bietet ein Leitfaden der Bayern Tourismus Marketing GmbH.
Ob Sie Ihre Tourismus-Website oder ein Badezimmer in Ihrem Hotel barrierefrei gestalten möchten: Bei der Beratungsstelle Barrierefreiheit finden Laien und Profis (z. B. aus Architektur, Handwerk oder Web-Design) Infos, Orientierung und eine kostenlose Erstberatung. Sie erreichen die Beratungsstelle online, telefonisch und an 18 Orten bayernweit. Betrieben wird die Beratungsstelle von der Bayerischen Architektenkammer; die Stiftung Pfennigparade unterstützt das Team in Fragen der digitalen Barrierefreiheit. Am besten gleich anrufen und Termin vereinbaren!
Wie Sie sich als kleines oder mittleres Unternehmen staatliche Förderung im Rahmen des Sonderprogramms „barrierefreie Gastlichkeit“ sichern können, erfahren Sie auf der Website des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Wenn Sie auf Sonderprogramm „Tourismusland Bayern – Barrierefreie Gastlichkeit“ klicken, können Sie ein Infoblatt herunterladen.
Alle zertifizierten Angebote im Freistaat sowie bayerische Orte und Regionen mit einem barrierefreien Rundum-Erlebnis stellt die Bayern Tourismus Marketing GmbH mit den Prüfberichten sowie ergänzenden Informationen vor:
Alle zertifizierten Angebote und Betriebe sind in der Datenbank des Kennzeichnungssystems „Reisen für Alle“ mit den Prüfberichten gelistet:
Lesetipp: Praktikerleitfaden „Barrierefreier Tourismus“
Wie kann ich in meinem Hotel Barrieren abbauen – oder auch als kleiner Betrieb barrierefreie Angebote schaffen? Der Praktikerleitfaden „Barrierefreier Tourismus“ beschreibt anschaulich und 100 Prozent praxisgerecht, wie Sie ohne großen Aufwand und mit geringem Budget erste Ziele erreichen können. Neben praktischen Tipps bis in wichtige Details bietet die Broschüre auch eine Barrierefrei-Checkliste für Ihren Betrieb. Und sie wirbt für die Vernetzung vor Ort, in Ihrer Region. Voneinander lernen, miteinander attraktive Angebote (entlang der gesamten touristischen Servicekette!) schaffen und sie gemeinsam gewinnbringend vermarkten ist die Devise. Herausgebracht hat den Leitfaden die Bayern Tourismus Marketing GmbH. Hier können Sie den Leitfaden bestellen oder als PDF herunterladen.
„Urlaub für Alle“: das Portal für barrierefreien Tourismus
Das Tourismus-Portal erlebe.bayern ist die erste Adresse für alle, die in Bayern einen Urlaub planen oder ihre Freizeit gestalten möchten. Unter „Urlaub für Alle“ findet man hier Infos und vor allem jede Menge Anregungen. Die Datenbank listet zertifizierte Angebote, Orte und Regionen. Bei den Angeboten können die Nutzerinnen und Nutzer nach Ausstattungsmerkmalen filtern.
Bayern gehört zu den Top-Urlaubszielen. Barrierefreie touristische Angebote können die Beliebtheit noch steigern – bei jungen Familien genauso wie bei der immer größeren (Reise-)Gruppe der älteren Menschen. Nutzen Sie die Chance, machen Sie mit!
Aha!
Knüpfen Sie Netzwerke – und profitieren Sie gemeinsam!
Sie bieten z. B. Radreisen an? Nehmen Sie Handbikes, Trikes und Tandems mit in Ihr Programm auf – dann erreichen Sie auch querschnittsgelähmte bzw. geh- oder sehbehinderte Radl-Fans. Sprechen Sie das Tourismusbüro in Ihrer Region an: gemeinsam können Sie geeignete „Radrouten für alle“ entwickeln. Entlang der Strecken liegt ein barrierefreies Wirtshaus, Museum, Thermal- oder Freizeitbad? Vernetzen Sie sich mit den Betreibern und schnüren Sie gemeinsam attraktive Erlebnispakete für alle!