Lassen sich mit guter Planung und raffinierter Hightech also künftig alle Barrieren vermeiden? Nein, finden Florian Stangl und Thomas Kammerl. Barrierefreiheit sei auch eine Frage der Haltung. Kammerl beschreibt eine typische Szene: „Ich habe erlebt, dass zwei Rollstuhlfahrer zu einem Fest eingeladen und, obwohl sie einander nicht kannten, an denselben Tisch gesetzt wurden. Als ob ihre Behinderung eine Gemeinsamkeit wäre, die sie füreinander interessant macht.“ Und Florian Stangl fragt: „Ist das barrierefrei, wenn ich nur durch den Hintereingang zu einer Veranstaltung komme, vorher jemanden verständigen muss, der mir die Tür und die Aufzüge aufsperrt – statt wie alle anderen einfach die Vordertür zu benutzen?“
Er fühle sich behindert, sagt Stangl, wenn ein Ausflug oder ein Kurzurlaub nur mit aufwendiger Planung möglich seien. „Wo ist die nächste barrierefreie Toilette, wo finden wir ein rollstuhlgerechtes Hotel?“ In Deutschland, meint Stangl, sei man oft „DIN-Norm-verbohrt“. In Italien habe er weniger Probleme, ein Quartier zu finden – zwar nicht normgerecht, aber rollitauglich. „Es muss nicht jeder Ort barrierefrei sein“, findet Florian Stangl. „`Behindertenfreundlich´ wäre doch ein guter Anfang.“
Eine solche Erfahrung machte er siebzehnjährig, nach seinem schweren Unfall. Familie, Freunde und Lehrkräfte unterstützten ihn, als er in der Reha trainierte, um im Rollstuhl in den Alltag zurückzukehren. Während sie mit ihm den Lernstoff der elften Klasse büffelten, wurde an seiner Schule das Erdgeschoss rollstuhlgerecht gestaltet. „In den ersten Stock haben mich meine Freunde gezogen. Das hat die Lehrer verrückt gemacht, wegen der Versicherung. Aber wir hatten Spaß und ich war dabei.“
Warum engagiert sich Florian Stangl so intensiv in seiner Heimatstadt? „Mich reizt die gesellschaftspolitische Arbeit. Hier merke ich, dass ich nicht nur ein Alibi bin, sondern auch wirklich etwas bewegen kann.“