Jonas Hahn

Barrierefreiheit im Sport

Sport macht selbstbewusst, baut Stress ab, fördert die Gesundheit – und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Durch den Abbau von Barrieren können Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam am Angebot der Sportvereine in Bayern teilnehmen. Und Seite an Seite bei Sportereignissen mitfiebern.

Gemeinsam Sport betreiben

Der Abbau von Barrieren im Breitensport ist eine wichtige Ergänzung zum Programm der Behindertensportvereine. Der Begriff Breitensport bezeichnet das nicht leistungsorientierte Sportangebot in Vereinen, Fitnessstudios, Betrieben oder Schulen. In inklusiven Sporteinrichtungen nehmen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam am Training teil. Berührungsängste und Vorurteile werden abgebaut. Kinder, Jugendliche und Erwachsene erleben Diversität als etwas ganz Alltägliches. Jeder Mensch kann sich einbringen und wird so akzeptiert, wie er ist. Nicht nur auf dem Platz oder in der Halle, sondern überall.  

Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit im Sportverein

Es gibt viele Möglichkeiten, um inklusive Sportangebote zu schaffen. Damit alle mit Begeisterung dabei sind, sollten die individuellen Leistungen und Fortschritte jedes Teilnehmenden wertgeschätzt werden. Auf Zielvorgaben oder Vergleiche untereinander wird verzichtet. Das fördert die Motivation und das Selbstvertrauen aller.

Sport mit blinden und sehbehinderten Menschen

Übungsaufgaben und Bewegungsabläufe werden nicht nur vorgemacht, sondern mündlich detailliert beschrieben. Durch deutliches Rufen oder Klatschen lässt sich zum Beispiel bei Ballsportarten die Wurfrichtung anzeigen. Bunte Klebebänder oder leicht erhabene Markierungen erleichtern die Orientierung auf dem Sportplatz oder in der Halle.

Sport mit gehörlosen und schwerhörigen Menschen

Damit sie dem Training gut folgen können, sollten kurze, einfache und klare Sätze verwendet werden. Diese können durch Gesten, Mimik und Körpersprache ergänzt werden. Spielabläufe lassen sich zusätzlich aufschreiben oder aufmalen. Lernt eine Trainingsgruppe das deutsche Fingeralphabet, kann gemeinsam nicht nur der Körper, sondern auch der Geist trainiert werden.

Sport mit Rollstuhl-Nutzenden

Für Menschen im Rollstuhl ist die Ausstattung einer Anlage mit Rampen, Aufzügen, Treppenliften sowie barrierefreien WCs und Waschräumen besonders wichtig. Glatte, ebene Flächen eigenen sich außerdem besser für das Training als unebenes oder weiches Gelände. Viele Übungen lassen sich im Alltagsrollstuhl durchführen. Manche Sportarten benötigen Aktivrollstühle. Für schnelle, dynamische Sportarten ist ein Kippschutz wichtig.

Sport mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen

Leichte Sprache, viele Wiederholungen und Routinen, wie etwa ein Eröffnungskreis, binden Menschen mit kognitiven Einschränkungen ins Training ein. Häufig zeigen sie unerwartete Reaktionen oder intensive Gefühlsäußerungen. Es kann auch mal länger dauern, bis eine Übung weitergeht. Alle Teilnehmenden sollten darauf Rücksicht nehmen und entspannt bleiben.

Sport inklusiv gestalten

  • Inklusive Spielformen sind besonders einfach umzusetzen.
  • Auch im Freien spielbar: Teilnehmende im Rollstuhl benötigen einen gut befahrbaren Untergrund wie Asphalt oder Tartan. 
  • Ambitioniertes Rollstuhlbasketball ist eine eigenständige Sportart, die besonders dynamisch ist und spezielle Sportrollstühle erfordert.

  • Badminton kann im Stehen oder im Rollstuhl gespielt werden.
  • Rollstuhl-Nutzende sind mit einem Gurt fixiert, das bietet zusätzliche Stabilität.
  • Der Schläger wird bei Menschen mit eingeschränkter oder nicht vorhandener Griffkraft durch ein Klettband oder einen speziellen Handschuh befestigt.

  • Neben dem Rollstuhltanzsport kann das Tanzen auch für sehbehinderte und blinde, schwerhörige und gehörlose Menschen angeboten werden.
  • Sehbehinderte und blinde Teilnehmerinnen und Teilnehmer können von Sehenden geführt werden oder selbst die Führung übernehmen, die Orientierung auf der Tanzfläche erfolgt vor allem über den Schall der Musik.
  • Schwerhörige und gehörlose Menschen können den Rhythmus über die Schwingung des Bodens spüren, Musik mit tiefen Frequenzen ist für sie besonders eingängig.

BVS Bayern – Sport für alle!

Der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern e. V. (BVS Bayern) ist einer der größten Inklusionssportverbände in Deutschland. Mit vielen verschiedenen Programmen macht sich der BVS Bayern für die Förderung der Inklusion im Breitensport für Kinder und Erwachsene stark. So fördert zum Beispiel das Projekt „Erlebte Inklusive Sportschule“ Gruppen, in denen Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben. 

Der BVS Bayern informiert auch darüber, wo es inklusive Sportangebote gibt und welche inklusiven Sportveranstaltungen in Bayern stattfinden. Das „Kompetenzzentrum Inklusionssport“ des BVS Bayern stellt Vereinen, die sich für das Thema Inklusion interessieren, viele Informationen zur Verfügung. Ziel des Verbandes ist es, eine flächendeckende und nachhaltige inklusive Sportlandschaft in Bayern zu schaffen. 

Inklusive Sportstätten in Bayern

Damit Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben können, müssen Sportplätze, Turnhallen oder Schwimmbäder barrierefrei sein. Das Förderprogramm „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ unterstützt bayerische Städte, Märkte und Gemeinden bei der baulichen Sanierung und dem Ausbau von Sportanlagen. Die Barrierefreiheit im Breitensport ist ein Kernthema des Förderprogramms. Mit der finanziellen Unterstützung konnten bereits viele verschiedene Maßnahmen in ganz Bayern umgesetzt werden, zum Beispiel eine Skateanlage für den Rollstuhlsport in Murnau am Staffelsee. 

Die Atmosphäre, die Stimmung, das ist unschlagbar. Das bekommt man nicht mit vor dem Fernseher oder dem Radio – dieses Gefühl, dazuzugehören, einer von 75.000 zu sein.

Fußballfan Hermann S. genießt den Besuch im Stadion auch mit Sehbehinderung.

Gemeinsam Sport erleben

Nicht nur das gemeinsame Training verbindet. Sport bringt Menschen mit und ohne Behinderung auch als Fans zusammen. Gemeinsam den Dorfverein anfeuern oder sportliche Großereignisse im Stadion erleben, das ist für die Zuschauerinnen und Zuschauer ein echtes Highlight. Zahlreiche Sportstätten in Bayern sind bereits barrierefrei zugänglich.

Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit

Die Allianz Arena trägt bereits seit 2015 das Signet „Bayern barrierefrei“. Sie gehört zu den behindertenfreundlichsten Stadien weltweit. Behindertenparkplätze, Rollstuhlplätze mit einem hervorragenden Blick und viel Platz für Wendemanöver sowie eine „Toilette für alle“, die von Personen mit schweren und mehrfachen Behinderungen genutzt werden kann, gehören zur Ausstattung. Zwei Berichterstattende kommentieren die Ereignisse im Stadion für blinde und sehbehinderte Menschen und es werden Stadionführungen für Menschen mit Behinderung angeboten.

Auch hörbehinderte Fans verpassen in der Allianz Arena nichts von dem, was auf dem Spielfeld vor sich geht. Der FC Bayern hat das Stadion mit digitalen Brillen ausgestattet. Sie ergänzen das, was ein Mensch in seiner Umgebung sieht, um zusätzliche Einblendungen. Bei einem Fußballspiel werden die Kommentare des Stadionsprechers in Echtzeit schriftlich festgehalten und in Textform auf die Brillengläser übertragen. Taube und hörbeeinträchtigte Menschen können so alle Kommentare lesen, ohne die Augen vom Spielfeld lösen zu müssen.

Allianz Arena / B. Ducke

Barrierefreiheit ist nicht nur eine Verantwortung, sondern ich sage direkt: eine Selbstverständlichkeit.

Karl-Heinz Rummenigge ist Mitglied im Aufsichtsrat der FC Bayern München AG. Der ehemalige Weltklassespieler spielte unter anderem für den FC Bayern und Inter Mailand.

Barrierefrei ins (Fußball-)Stadion

„Barrierefrei ins Stadion“ ist der Online-Reiseführer für Fußballfans mit und ohne Behinderung. Die Website bietet Infos zur Barrierefreiheit in den Stadien der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga. Zu jedem Verein finden Fußballfans die Kontaktdaten der Ansprechpersonen, Hinweise zum Ticketservice, einen Stadionplan, Infos zur Anfahrt, den Parkmöglichkeiten, den Plätzen für Menschen mit Behinderung sowie den sanitären Anlagen. Links führen zudem zur Club-Website und zum Tourismusservice der jeweiligen Stadt.

Alle wichtigen Infos findet man auch in Leichter Sprache und als Hörservice für blinde und sehbehinderte Menschen (Bundesliga und 2. Bundesliga). Außerdem gibt es zu jedem Stadionporträt eine mobile Kurzversion fürs Smartphone.
Der Bundesliga-Reiseführer ist auch als (kostenlose) App verfügbar.

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