Erklären kann Sylvia Schoske Barrierefreiheit ganz einfach: „Ein Angebot ist barrierefrei, wenn es auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung ausgerichtet ist – und dabei interessant für alle Menschen.“ Ihr Museumsgebäude konsequent inklusiv und barrierefrei umzusetzen, war schon deutlich schwieriger. Sie musste viel Überzeugungsarbeit leisten und manchen Kampf ausfechten. „Erfreulicherweise“, kommentiert die Direktorin des Ägyptischen Museums in München trocken, „ kommen heute die Architekten zu uns, um von uns zu lernen.“
Bei einem Neubau kann man Barrierefreiheit ganz anders denken und planen als bei Umbauten: umfassend, ästhetisch ansprechend, aus einem Guss. 2013 öffnete das Ägyptische Museum seine – barrierefreien – Pforten. Gestaltet ist es aus Sichtbeton. Dieses Material, kraftvoll, archaisch und elegant zurückhaltend zugleich, schafft eine feine Bühne für die Präsentation der Werke. Die Ausstellungsräume, unterirdisch gelegen, öffnen sich zu lichten, großzügigen Sälen, verengen sich zu geheimnisvollen Kammern, dem Alltag weit entrückt. Wechselnde Sichtachsen verlocken dazu, immer tiefer ins Alte Ägypten vorzudringen. Heute genießen die Sammlung wie das Bauwerk internationales Ansehen.