Anja Prestel

Gesundheit & Pflege

Ob eine Behandlung bei Erkrankung, im Notfall, ob Vorsorgeuntersuchung, Begleitung in Krisen oder Pflege im Alter: Jeder Mensch hat das Recht auf medizinische Hilfe und Fürsorge – daher darf niemand durch Barrieren von der Versorgung in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen ausgeschlossen werden. 

Gesundheitsleistungen ohne Barrieren

Barrierefreiheit – das hat nichts mit mir zu tun. So oder so ähnlich mögen viele Menschen denken, die gesund und leistungsfähig sind. Aber schon ein beim Sport verletzter Knöchel kann das Gegenteil unter Beweis stellen. Wenn sich die Hausarztpraxis im dritten Obergeschoss nämlich nur über eine Treppe erreichen lässt, ist das für Betroffene plötzlich umständlich, ärgerlich und schmerzhaft. 

Das Beispiel macht deutlich: Barrierefreiheit im Gesundheits- und Pflegesystem ist für alle Menschen relevant. Denn jeder Mensch kann jederzeit etwa durch eine Erkrankung oder einen Unfall an körperlicher Leistungsfähigkeit einbüßen. Für manche währt eine solche Phase nur kurz, andere sind spätestens mit zunehmendem Alter auf eine barrierefreie ärztliche Versorgung angewiesen. Für Menschen mit angeborener oder erworbener Behinderung ist das Thema in der Regel lebenslang wichtig. 

Von barrierefrei ausgebauten Gesundheitseinrichtungen profitieren Patientinnen und Patienten mit Gehhilfe oder Rollstuhl. Auch Eltern, die einen Kinderwagen dabeihaben, kommt der Fahrstuhl in die Zahnarztpraxis zugute. Kleinwüchsige und ältere Patientinnen profitieren in der Frauenarztpraxis von einem individuell einstellbaren gynäkologischen Stuhl. Wer einen Angehörigen im Krankenhaus besuchen möchte und sehbehindert ist, dem erleichtern etwa gut ausgeleuchtete Flure und große Türbeschriftungen die Orientierung.

Auch für Menschen, die in eine seelische Krise geraten oder dauerhaft psychisch eingeschränkt sind, ist Barrierefreiheit ein Thema. Für sie sind es oft weniger die sichtbaren, sondern eher unsichtbare Barrieren, die ihnen den Alltag und den Zugang zu Hilfeangeboten erschweren. Die Aufklärung über psychische Erkrankungen und ein einfach und rasch erreichbares Beratungs- und Behandlungsangebot sind hier wichtige Maßnahmen. 

Barrierefreie Praxen sichern mein Recht auf Gesundheit – und auf Gesundheitsdienstleistungen ohne Diskriminierung.

Die Aktivistin Dinah Radtke macht sich seit Jahrzehnten für die Rechte von Menschen mit Behinderung stark. Dafür wurde sie unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Mehr verstehen, besser genesen

Auch eine barrierefreie Kommunikation ist wichtig. Das heißt: Informationen über Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen müssen leicht zugänglich sein und die Behandlung darf nicht durch Verständnisbarrieren erschwert werden. Nur so können alle Menschen individuell beraten, behandelt und selbstbestimmt versorgt werden. 

Barrierefreie Kommunikation hilft in vielerlei Hinsicht. Untersuchungsergebnisse werden Menschen mit kognitiven Einschränkungen in einfachen Worten vermittelt und anschaulich gemacht, so dass sie über die weitere Behandlung mitentscheiden können. Gehörlose Menschen können einen Termin beim Hausarzt ganz einfach digital vereinbaren. Ältere Menschen, die das Internet nicht nutzen, erhalten trotzdem weitreichende Informationen über Pflege- und Unterstützungsangebote in ihrer Nähe. Und Menschen mit psychischen Erkrankungen begegnet man in Arztpraxen oder Pflegeeinrichtungen nicht mit Zeitdruck oder Unverständnis, sondern mit Wertschätzung, Achtung und Empathie. 

Barrierefreie Arztpraxen

GettyImages-Maskot

Weder Treppenstufen noch Verständnisbarrieren dürfen Patientinnen und Patienten am Besuch einer Arztpraxis hindern. Um die Behandlung aller Menschen im Freistaat zu erleichtern, müssen Barrieren in der ambulanten Versorgung weiter abgebaut werden.

Barrierefreiheit in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und besonderen Wohnformen für Menschen mit Behinderung

Anja Prestel

Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen kümmern sich um Menschen, die zeitweise oder dauerhaft Unterstützung benötigen. In betreuten Wohnformen können Menschen mit Behinderung selbstbestimmt leben. Dem Freistaat Bayern ist es ein großes Anliegen, dass diese Einrichtungen barrierefrei gestaltet sind.

„Bayern barrierefrei“ ebnet den Weg zur Gesundheitsversorgung, Pflege und Betreuung

Die Bayerische Staatsregierung setzt sich für barrierefreie vollstationäre Pflege- und Behinderteneinrichtungen, Krankenhäuser und Arztpraxen ein. Die bauliche Barrierefreiheit in vollstationären Pflege- und Behinderteneinrichtungen sowie Krankenhäusern ist bereits weitestgehend umgesetzt. Auch der Anteil barrierefrei zugänglicher Arztpraxen wird beständig erhöht. 

Psychische Einschränkungen und Barrierefreiheit

iStock / mapo

Beim Abbau von Barrieren in Gesundheit und Pflege hat der Freistaat genauso Menschen mit psychischen Einschränkungen im Blick. Er setzt sich für Aufklärung über psychische Erkrankungen ein. Die bayerischen Krisendienste und andere Anlaufstellen bieten Betroffenen und Angehörigen unkompliziert Unterstützung.

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