Anja Prestel

Kitas für alle

Inklusive Kitas ermöglichen allen Kindern einen gemeinsamen Start ins Leben. Hier können sie zusammen die Welt entdecken und erleben Vielfalt von Anfang an als Bereicherung. Eine Grundlage dafür ist eine barrierefreie Gestaltung und Ausstattung der Einrichtung. 

Die ersten Lebensjahre sind entscheidend

Der Besuch einer Kita hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes und stellt die Weichen für die Zukunft. Hier können im Rahmen der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung grundlegende Fähigkeiten vermittelt werden. Außerdem erhalten Kinder in der Kita die Möglichkeit, mit Gleichaltrigen zu spielen und Freundschaften zu schließen, die nicht selten ein Leben lang halten. Im Rahmen von Ausflügen und Aktivitäten lädt die Kita dazu ein, gemeinsam die Welt zu entdecken. In einer inklusiven und damit auch barrierefreien Kita stehen diese Chancen allen Kindern offen.

Eine barrierefreie Kita oder Kindertagespflege ist so gestaltet, dass Kinder mit einer Behinderung so uneingeschränkt wie möglich an allen Aktivitäten teilnehmen können, zum Beispiel durch Rampen, höhenverstellbare Waschbecken, barrierefreies Spielzeug oder den Einsatz von Farben und Symbolen in der Einrichtung, die die Orientierung erleichtern.

Alle Kinder spielen und lernen gemeinsam, nehmen zusammen am Morgenkreis und an den Mahlzeiten teil, unternehmen in der Gruppe Ausflüge auf den Spielplatz oder gärtnern Hand in Hand. Kein Kind erfährt Ausgrenzung. Stattdessen ist Inklusion für Kinder in einer barrierefreien Kita etwas ganz Alltägliches.

Inklusion statt Ausgrenzung

In der barrierefreien Kita wird das Recht des Kindes auf frühkindliche Bildung und Förderung umgesetzt. Der Abbau von baulichen, sprachlichen und sozialen Barrieren ermöglicht Kindern und ihren Familien die Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben und am Miteinander in einer Kita. Jede barrierefreie Kita leistet einen wichtigen Beitrag zur Inklusion und trägt dazu bei, allen Kindern in Bayern uneingeschränkte Teilhabe zu ermöglichen.

Barrierefreie Kitas fördern eine offene Gesellschaft

Individuelle Unterschiede der Kinder werden in der Kindertagesbetreuung in Bayern als Chance und Bereicherung gesehen. Es soll für alle Kinder eine Selbstverständlichkeit sein, miteinander zu lernen, zu spielen und aufzuwachsen. Damit legen inklusiv arbeitende Kitas den Grundstein für eine Lebenswelt ohne Ausgrenzung. Der Ausbau der Barrierefreiheit in der Kita verbessert nicht nur die aktuelle Lebenswirklichkeit von Kindern, sie ist auch eine wichtige Investition in die Zukunft. Denn durch die frühkindliche Erfahrung von Inklusion kann eine Generation heranwachsen, die Vielfalt als Bereicherung erlebt.

„Bayern barrierefrei“ ermöglicht eine inklusive Lernumgebung

Kinder mit und ohne Behinderung sollen nach Möglichkeit dieselbe Bildungseinrichtung besuchen und gemeinsames Leben und Lernen erfahren. Der Inklusionsauftrag ist in Bayern gesetzlich fest verankert. Daher wird die Zahl an Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen mit Inklusionsplätzen nach und nach ausgebaut, damit Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen, spielen und aufwachsen können. 

Der Freistaat unterstützt die Kommunen, indem beispielsweise besondere Bedarfe von Kindern durch eine höhere Förderung berücksichtigt werden. Kommunen erhalten über den kommunalen Finanzausgleich Unterstützung bei Baumaßnahmen für barrierefreie öffentliche Kitas. Die Staatsregierung legt im Kontext der Digitalisierung der Kita ebenso ein besonderes Augenmerk darauf, dass die Barrierefreiheit der digitalen Kommunikation so umfassend wie möglich berücksichtigt wird.

Das macht eine barrierefreie Kita aus

Die Barrierefreiheit in der Kita hat viele Aspekte. Um das gemeinsame Spielen und Lernen aller Kinder zu ermöglichen, sind verschiedene Maßnahmen sinnvoll. Schon durch kleine Anpassungen lässt sich auch in bereits bestehenden Einrichtungen zum Teil viel erreichen.

Hier ist Bewegungsfreiheit garantiert

In einer barrierefreien Kita können sich Kinder, Eltern, Personal und Gäste, die einen Rollstuhl oder einen Rollator nutzen, frei bewegen. Neben der Ausstattung mit Rampen, Fahrstühlen, Treppenliften und rollstuhlgerechten Waschräumen erhöhen freie Wege und Flächen den Bewegungsradius aller. Auch die richtigen Möbel ermöglichen mehr Teilhabe. Dazu gehören etwa unterfahrbare Tische, freie Plätze ohne Stuhl, aber auch Haltegriffe oder Stehtische. 

Motorische Barrierefreiheit heißt auch, dass Materialien für jedes Kind gut erreichbar sind. Bücher mit extra dicken Seiten und Spielzeug, das sich auch von Kindern mit körperlich-motorischen Einschränkungen gut nutzen lässt, regen zum Spielen an und vermeiden Frust.

Eine Gartengestaltung mit Hochbeeten oder breiten Wegen, Spielhäusern mit Rampen oder Nest- und Rollstuhlschaukeln machen den Außenbereich einer Kita für alle Kinder gut nutzbar. Plant man Ausflüge, werden die motorischen Voraussetzungen aller Teilnehmenden berücksichtigt, zum Beispiel bei der Frage, ob man die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt.

Hier finden sich alle zurecht

Eine barrierefreie Kita ermöglicht zum Beispiel blinden oder sehbehinderten Menschen die Orientierung und Teilhabe: Markierungen, Leitsysteme, kontrastreiche Flächen, Brailleschrift, akustische Signale und unterschiedliche Bodenbeläge helfen dabei, sich zurechtzufinden und am Kitaalltag teilzunehmen. 

Inklusive Materialien und Aktivitäten ermöglichen das gemeinsame Lernen von sehbehinderten und nicht-sehbehinderten Kindern. Andere Sinne wie das Tasten, Riechen, Schmecken und Hören können auf spielerische Art gefördert werden. Das stärkt die Eigenständigkeit der Kinder mit Blindheit oder Sehbehinderung und fördert ihr Selbstbewusstsein.

Die kontrastreiche Markierung von Glasflächen, Treppenstufen oder in den Raum hineinragenden Gegenständen hilft dabei, Unfälle für alle Kinder zu vermeiden. Im Bad oder in der Garderobe sollte alles einen festen Platz haben. Mobile Lampen, die bei Bedarf zusätzliches Licht spenden, erleichtern das Malen oder Basteln – und mit einem kontrastreichen Essplatz, etwa farbiges Geschirr auf andersfarbigem Tischset, schmecken die gemeinsamen Mahlzeiten nochmal so gut.

Barrierefreiheit heißt: Ich kann ungehindert von A nach B gelangen. Egal, ob ich im Raum unterwegs bin, ein Bildungsziel anstrebe oder den Austausch mit anderen Menschen suche. Bei der Planung berücksichtigen wir alle Bedürfnisse, zum Beispiel von Kindern mit Sinnes- oder Gehbehinderung oder Kleinwuchs.

Anke Frese-Brammer ist Architektin und hat die barrierefreie Kita Sonneninsel in Landshut mitgeplant.

Hier ist alles gut verständlich

Der frühkindliche Spracherwerb ist eine wichtige Aufgabe in der Kita. Zahlreiche Vorkehrungen und Hilfsmittel unterstützen die frühkindliche Förderung von gehörlosen und schwerhörigen Kindern. Die Akustik einer Kita ist für sie besonders wichtig: Denn bei jeder akustischen Beeinträchtigung müssen sich Kinder mit einem Hörgerät besonders anstrengen, um sich auf ein Spiel oder eine vorgelesene Geschichte konzentrieren zu können.

Idealerweise sollte schon beim Bau einer Einrichtung auf eine optimale Akustik der Räume geachtet werden, etwa durch die Verwendung schalldämmender Baustoffe. Aber mit kleinen Maßnahmen lässt sich die Akustik in einer Kita auch nachträglich verbessern: Es können Bastelarbeiten oder Tücher aufgehängt und Spielbereiche räumlich gut voneinander abgegrenzt werden. Filzgleiter unter den Stühlen vermindern störende Geräusche und sorgen bei allen in der Kita für mehr Entspannung. 

Mit Blickkontakt, Nähe sowie deutlicher Mimik und Gestik können die Erzieherinnen und Erzieher auf die Bedürfnisse von tauben oder schwerhörigen Kindern besonders gut eingehen. Die klare Kommunikation von Alltagsabläufen, Strukturen und Regeln ermöglicht einen Kitaalltag, in dem sich alle wohl fühlen.

Mehr erfahren – „Raum für Inklusion“

Die Plattform „Raum für Inklusion“ des Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP) bietet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales Informationen zum Abbau von Barrieren in der Kindertagesbetreuung:

  • Hinweise zur barrierefreien Gestaltung von Räumen
  • Hinweise zu Materialien, die sich für Kinder mit Einschränkungen besonders gut eignen
  • Tipps zur Alltagsgestaltung in den Bereichen Motorik, Sehen, Hören, Kommunikation und Verhalten

Das Angebot lädt dazu ein, die Perspektive zu wechseln und einen inklusiven Zugang aus Sicht des Kindes, aber auch des Fachpersonals und der Eltern zu finden, bestehende Barrieren zu erkennen und abzubauen sowie Chancen zur Teilhabe zu unterstützen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Expertinnen und Experten bei konkreten Fragen per E-Mail zu kontaktieren.

Auf dem Portal stehen viele Materialien zum Download bereit. Für Kita-Fachkräfte organisiert das IFP zudem ein breites Veranstaltungsangebot. 

Hier wird man verstanden

Jeder Mensch hat das Recht, sich mitzuteilen und verstanden zu werden. Von Atmung und Mimik über die Gebärdensprache bis hin zur Nutzung eines Sprachausgabegerätes – es gibt viele Wege, mit denen sich ein Mensch ausdrücken kann. Kinder wie Erwachsene mit Kommunikationseinschränkungen oder Sprachbarrieren müssen beraten, unterstützt und gefördert werden. 

In einer barrierefreien Kita können verschiedene Instrumente die Verständigung erleichtern. Symbol-, Foto- oder Bildkarten sowie moderne Apps unterstützen Kinder dabei, Gefühle und Erlebnisse mit anderen zu teilen. Um alle Kinder einzubeziehen, kann zum Beispiel das gemeinsame Singen durch Gebärden ergänzt werden. Auch Wochenpläne mit Symbolen und bebilderte Essenspläne helfen beim Verstehen und vereinfachen Kindern, aber auch Eltern mit Sprachbarrieren, die Teilhabe. 

Hier dürfen Kinder sein, wie sie sind

Kinder mit Lernschwierigkeiten oder kognitiven Beeinträchtigungen können in einer inklusiven Kita durch einfache, übersichtliche Materialien und Gegenstände wie großformatige Puzzle, rutschfeste Teller oder griffiges Besteck unterstützt werden. So wird eine Überforderung vermieden und die Kindern erleben sich selbst als kompetent. 

Auch die Räume einer barrierefreien Kita sollten übersichtlich und klar gegliedert sein. Ordnung, Rituale und Zonen, die bestimmten Tätigkeiten zugeordnet sind, vermeiden Unruhe. Das erleichtert allen Kindern, etwa wenn bei ihnen eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert wurde, sich auf das gemeinsame Spielen und Lernen zu konzentrieren. Die Nutzung des Außengeländes bietet sich an, um möglichen Frust abzubauen und zur Ruhe zu kommen. 

Barrierefreiheit bedeutet für uns: ein einfacheres Leben.

Die Tochter von Katharina B. sitzt im Rollstuhl. Barrierefreie Spielplätze findet die ganze Familie toll.

Barrierefreie Spielplätze

Auf einem barrierefreien Spielplatz können Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam Zeit verbringen. Nicht alles ist für alle da – aber jedes Kind findet hier etwas, das Freude bereitet oder herausfordert: vom Kletterparcours über die Hängematte bis zum Rollstuhl-Karussell. Alle Spielgeräte sind barrierefrei erreichbar und die Wege, Treppen, Spiel- und Aufenthaltsbereiche lassen sich mit mindestens zwei Sinnen erkennen. Felder mit Noppen im Boden weisen zum Beispiel blinde Menschen auf Abzweigungen hin. Natürliche Elemente wie Wasser, Sand, Holz, Moos und offene Wiesenflächen regen die Sinne aller Besuchenden an. 

Die Möglichkeiten der barrierefreien Spielplatzgestaltung lassen sich auch im Gartenbereich von Kitas nutzen. Und wenn kein Außenbereich vorhanden ist? Viele Kommunen in Bayern verfügen über barrierefreie Spielplätze, die Kitakinder gemeinsam besuchen können.

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