Denis Schreiber aus Augsburg sichtet seine Post. Ein paar private Briefe sind dabei und einige amtliche Schreiben. Er öffnet einen der Behördenbriefe und liest, aber wirklich schlau wird er daraus nicht. Zu viele Fremdwörter, zu lange und verschachtelte Sätze. Um zu verstehen, worum es geht, muss er andere Menschen in seinem Umfeld um Unterstützung bitten. Das muss Denis Schreiber oft, wenn er Post erhält. Der 37-Jährige hat Lernschwierigkeiten, das Lesen und Verstehen komplexer Texte fällt ihm schwer. „Wenn ich Briefe bekomme, die schwierig zu lesen sind, muss ich erst mal jemanden fragen. Das ist schade und es ist schwierig für mich, dass ich dann auf fremde Hilfe angewiesen bin. Ich will es eigentlich selber verstehen.“ Zu Recht, schließlich geht seine Post nur ihn etwas an.
Maria Hütter-Songailo kennt solche Hindernisse gut – sei es bei einem Arztbesuch oder bei der Suche nach Informationen im Internet. Die 45-jährige Augsburgerin hat ebenfalls Lernschwierigkeiten, hinzu kommt eine Sehbehinderung. „Wenn ich einzelne Wörter nicht verstehe, dann tue ich mich schwer, den Zusammenhang von einem Text zu verstehen“, erklärt sie. „Wenn ich sozusagen mit schwieriger Sprache vollgepumpt werde, dann fühle ich mich abgegrenzt, nicht wahrgenommen.“ Manchmal können fehlende Informationen auch Ängste schüren. „Bei so schwierigen Nachrichten im Fernsehen, etwa was gerade in der Ukraine oder in Israel passiert, da gibt es keine Aufklärung für mich. Dann schalte ich weg.“