Den Gesprächspartner ansehen, deutlich sprechen, nicht durcheinander reden: Oft ist es so einfach, Barrieren abzubauen. „Ich glaube, dass die Atmosphäre im Umgang miteinander viel bewirkt. Dass Lehrende signalisieren: Ich bin gesprächsbereit“, verdeutlicht Ulrich Heimlich. Im Inklusionstraining prägen sich die Lehrenden auch einen Schlüsselsatz ein: „Falls jemand von Ihnen aufgrund einer Behinderung oder chronischen Erkrankung jetzt oder später Unterstützung benötigt, wenden Sie sich doch bitte am Ende der Veranstaltung oder während meiner Sprechstunde an mich.“
Im persönlichen Gespräch kann dann geklärt werden, was für eine ungehinderte Teilhabe wichtig ist. Die Studentin mit einer Sehbehinderung braucht vielleicht Unterlagen in Großschrift und jemanden, der sie zu einem freien Platz begleitet. Wenn sie die Hand hebt, sollte sie nicht nur mit einer Geste aufgerufen, sondern direkt angesprochen werden. Gute Beleuchtung, besonders der Tafel, ist wichtig (übrigens nicht nur für Menschen mit Sehbehinderung). Der Student mit Sprachbehinderung möchte vielleicht seine Prüfungen lieber schriftlich statt mündlich ablegen – und unbehindert zeigen, was er kann. Oder er will sich der Herausforderung stellen. Dann ist es aber wichtig, dass er seine Antworten in Ruhe formulieren darf, in einer Atmosphäre des Zutrauens und der Gelassenheit.
Auch mit dem Prüfungsausschuss der LMU pflegen Ulrich Heimlich und seine Kolleginnen und Kollegen von der Beratungsstelle einen sehr intensiven Austausch. Denn, so Ulrich Heimlich: „Die Barrieren müssen auch in den Köpfen überwunden werden.“ Wenn alle Gremien der Universität (und alle Menschen in unserer Gesellschaft) sich beteiligen, wird inklusives Denken und Handeln eines Tages nicht mehr viele erklärende Worte brauchen.