Barrierefreiheit – was ist das eigentlich? Und für wen ist das nützlich? Der Begriff wirkt sperrig und was sich dahinter verbirgt, ist sehr vielfältig. Anbei Fakten und Wissenswertes rund um Hürden in unserem Alltag und wie sie sich vermeiden lassen.
Wissenswertes rund um Barrierefreiheit
Barrierefreiheit nützt nicht nur Menschen mit Behinderung
Eine Umwelt mit möglichst wenigen Hindernissen erleichtert der gesamten Bevölkerung das Leben, darunter Menschen mit und ohne Behinderung, Ältere und Hochbetagte, Kinder, Eltern und Menschen, die nur vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt oder mit schwerem Gepäck unterwegs sind. Über einen Aufzug freuen sich also Eltern mit Kinderwagen, geheingeschränkte Menschen, Rollstuhlfahrende und Reisende gleichermaßen. Und was Menschen mit Lernschwierigkeiten benötigen – nämlich Texte in Leichter Sprache oder mit Bebilderungen – nutzt auch vielen anderen: Menschen, die wenig Deutsch sprechen, die nicht oder kaum lesen können oder sich an einem Ort nicht auskennen.
Behinderung ist kein rein medizinisches Thema
Behinderung hat auch soziale und gesellschaftliche Aspekte. Denn was haben eine Allergikerin mit eingeschränktem Lungenvolumen, ein Fünfjähriger auf dem Laufrad und ein sehbehinderter Senior gemeinsam? Sie stoßen im Alltag auf Hindernisse und haben das Gefühl, sich nur eingeschränkt bewegen zu können. Manchmal gibt es medizinische Ursachen, aber das ist nur ein Aspekt unter vielen. Betroffene sagen: „Ich BIN nicht behindert. Ich WERDE behindert.“ Sie stoßen im Alltag ständig auf Barrieren. Weil die Allergikerin Treppen hochkeuchen muss, da ihre U-Bahn-Station über keinen Aufzug verfügt. Weil der kleine Laufradfahrer kaum zwischen Autos durchkommt, die Straßenecken zuparken. Weil der ältere Mann kaum Internetseiten findet, die dank Sprachausgaben oder Farbkontrasten gut nutzbar sind mit einer Seheinschränkung. Behinderung ist also weit mehr als allein ein medizinisches Thema. Barrieren verschwinden zu lassen, geht uns alle etwas an.
Porträts & Reportagen
Barrierefreiheit ist so vielfältig wie Behinderungen es sind
Viele verbinden mit dem Begriff Barrierefreiheit Mitmenschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. Das ist nicht verkehrt, aber nur ein kleiner Aspekt. „Barrierefrei“ heißt: AUCH wer im Rollstuhl unterwegs ist, kommt gut voran. Barrierefreiheit bedeutet aber unendlich viel mehr als das. Sehbehinderte Menschen sollen sich im öffentlichen Raum, also in Gebäuden, Verkehrsmitteln und im Internet orientieren können. Höreingeschränkte und taube Menschen erfahren Teilhabe, wenn die Gebärdensprache gleichberechtigt neben der Lautsprache verwendet wird. Menschen mit Lernbehinderung profitieren von Texten in Leichter Sprache. Und nicht allein Menschen mit motorischen Einschränkungen bedienen ihren Computer über Sprachsteuerung oder die Tastatur.
In Bayern leben rund 1,2 Millionen Menschen mit einer Schwerbehinderung
Hätten Sie die Zahl richtig geschätzt? Jeder elfte Mensch in Bayern hat eine Schwerbehinderung (Quelle: Zentrum Bayern Familie und Soziales, Strukturstatistik 2023). Manche von ihnen bewegen sich im Rollstuhl fort, andere benutzen im öffentlichen Raum einen Blindenstock. Wieder anderen sieht man die Behinderung nicht an. Vielleicht liegt bei ihnen eine Depressionserkrankung vor, Diabetes oder Rheuma. So vielfältig wie die Menschen und ihre besondere Situation, so vielfältig müssen auch die Maßnahmen sein, die ihnen Barrieren aus dem Weg räumen.
Beispiele für Barrierefreiheit im Alltag
Oft fällt uns gar nicht auf, welche Hindernisse aus unserem Alltag schon dank Barrierefreiheit beseitigt wurden. Hilfsmittel sind zum Beispiel der Lift im Haus, der schwellenlose Zugang in die Dusche, vielleicht sogar mit Haltegriffen und stabilem Sitz, extragroße, deutlich beschriftete Bedienknöpfe an Geräten, schwellenlose Türen in der Wohnung, lange Grünphasen an Fußgängerampeln, abgesenkte Bordsteinkanten, gut lesbare Hinweisschilder, Toiletten und Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum und nicht zuletzt eine gute Beleuchtung.