Der Begriff Barrierefreiheit fasst viele verschiedene Maßnahmen zusammen, durch die Orte, Dinge oder Angebote barrierefrei werden. Barrierefreiheit ermöglicht es Menschen mit und ohne Behinderung, überall hinzukommen, eigene Pläne in die Tat umzusetzen und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.
Was ist Barrierefreiheit?
Barrierefreiheit – eine Definition
Grundsätzlich dient Barrierefreiheit der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Im Artikel 4 des Bayerischen Behindertengleichstellungsgesetzes (BayBGG) wird Barrierefreiheit folgendermaßen definiert:
„Barrierefrei ist, was für Menschen mit Behinderung in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar ist. An der Barrierefreiheit fehlt es, wenn Menschen mit Behinderung die Mitnahme oder der Einsatz benötigter Hilfsmittel unmöglich ist, verweigert oder erschwert wird.“
Als barrierefrei werden also Orte, Angebote und Einrichtungen bezeichnet, die von Menschen mit Behinderung möglichst ohne fremde Hilfe genutzt, gefunden, erreicht, verstanden oder bedient werden können. Barrierefreiheit lässt sich durch bauliche Maßnahmen wie den Einbau von Rampen, Aufzügen oder von behindertengerechten WCs, beispielsweise in Schulen, realisieren. Aber auch Kinofilme mit Untertiteln für Menschen mit Hörbeeinträchtigung, Orientierungs- und Leitsysteme, die das Zurechtfinden etwa in einem Supermarkt oder auf dem Bahnhof erleichtern, oder Gebärdensprachdolmetschende in Unternehmen, die die Kommunikation mit gehörlosen Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitenden unterstützen, sind Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit.
Barrierefreiheit zielt auf unsere gestaltete Umwelt ab. Als „gestaltet“ gelten alle Bereiche, die vom Menschen geschaffen oder bearbeitet wurden, die Natur gehört nicht dazu. Barrierefrei sein kann demnach ein Wanderweg aber nicht der ganze Berg, ein Spielplatz aber nicht die Wiese.
Barrierefreiheit bedeutet: Alle Menschen – jung, alt, klein, groß, dünn, dick, mit und ohne Behinderung – können alles weitgehend selbstständig benutzen.
Lothar Köppel, Landschaftsarchitekt, hat Pionierarbeit für barrierefreie Spielplätze geleistet und arbeitet bis heute in mehreren DIN-Normen-Ausschüssen für Barrierefreiheit mit.
Worauf es für Menschen mit Behinderung ankommt
Der Abbau von Barrieren lässt sich in allen Lebensbereichen und an allen Orten umsetzen. Zum Beispiel in öffentlichen Gebäuden, im Personennahverkehr, am Arbeitsplatz, in der Schule oder in Kultureinrichtungen. Wer barrierefreie Angebote plant, berücksichtigt sowohl, dass Orte zu Fuß ebenso wie mit dem Rollstuhl erreichbar sind, als auch das Zwei-Sinne-Prinzip, bei dem Informationen und Orientierungshilfen für mindestens zwei der menschlichen Sinne zur Verfügung stehen. Um allen Menschen mehr Teilhabe zu ermöglichen, sind die ergonomische Gestaltung von Griffen oder Tasten sowie eine kontrastreiche Gestaltung im öffentlichen Raum hilfreich. Zu barrierefreien Angeboten zählen auch Informationen in Leichter Sprache.
Barrierefrei bedeutet für mich: Alles ist für alle gleichberechtigt nutzbar – unabhängig von Hilfsmitteln, auf die man angewiesen ist. Dabei dürfen wir nicht eindimensional denken!
Hans Maier hat Informatik und Psychologie studiert. Heute ist er im IT-Bereich tätig. Hans Maier ist blind.
Barrierefreiheit ist auch eine Frage der Einstellung
Es gibt Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit, die sich nicht mit Händen greifen lassen. Viele dieser Maßnahmen fallen in den Bereich der barrierefreien Kommunikation. Deren Ziel ist es, Informationen so zur Verfügung zu stellen, dass jeder Mensch sie versteht.
Dieses Verstehen-Können gibt Sicherheit, fördert den Erkenntnisgewinn und stärkt das eigene Selbstwertgefühl. Durch Maßnahmen der barrierefreien Kommunikation erhalten Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen. Wenn es zum Beispiel um eine Behandlung im Krankenhaus, die Anmeldung in einer neuen Gemeinde oder auch die Planung einer Reise geht. Jede und jeder sollte auf Augenhöhe angesprochen werden und das eigene Leben selbstbestimmt gestalten können.
Viele Maßnahmen für Barrierefreiheit kosten gar kein Geld. Nur etwas Zeit und den Willen, auf den Menschen einzugehen.
Dr. Stefan Hessenberger betreibt gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Alexander Rudolph eine barrierefreie Praxis für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie.
Neben der gesprochenen und geschriebenen Sprache tragen Anpassungen im Verhalten dazu bei, dass sich Menschen wertgeschätzt fühlen. Zum Beispiel, wenn sich das Team einer Arztpraxis für die Beratung unsicherer Patientinnen und Patienten viel Zeit nimmt oder wenn am Arbeitsplatz auf psychische Erkrankungen Rücksicht genommen wird.