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Psychische Einschränkungen und Barrierefreiheit

Beim Abbau von Barrieren in Gesundheit und Pflege hat der Freistaat auch Menschen mit psychischen Einschränkungen im Blick. Er setzt sich für Aufklärung über psychische Erkrankungen ein. Die bayerischen Krisendienste und andere Anlaufstellen bieten Betroffenen und Angehörigen unkompliziert Hilfe und Beratung.

Seelische Erkrankungen: weit verbreitet, aber oft verschwiegen

Psychische Gesundheit ist entscheidend für die Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Teilhabe an der Gesellschaft. „Psyche“ ist das altgriechische Wort für Seele. Gemeint sind damit das Denken, die Gefühle und das Verhalten eines Menschen. Auch die Seele kann krank werden – und psychische Krisen können jeden Menschen treffen. 

Die Ursachen für eine psychische Krise sind überaus vielfältig. Zum Beispiel können sie in Folge einer erlebten Gefahrensituation oder einer länger andauernden Belastung eintreten. Auch Verlust oder Enttäuschungen, traumatische Erfahrungen, Konflikte oder lebensverändernde Umstände können seelische Notlagen auslösen. 

Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit können die Wahrnehmung, das Denken, das Verhalten, die Stimmung und die körperliche Gesundheit von Menschen beeinflussen. Die Beeinträchtigungen reichen von leichten Einschränkungen des seelischen Wohlbefindens bis zu schweren psychischen Störungen. Sie können sich auf den einzelnen Menschen, aber auch auf deren Umfeld auswirken. Etwa, wenn Beschäftigte nicht mehr arbeitsfähig sind oder sich Eltern nicht um ihre Kinder kümmern können. Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet und können häufig wirksam behandelt werden. Zu den psychischen Erkrankungen zählen unter anderem Psychosen, Depressionen oder Angststörungen, ebenso Suchterkrankungen oder Essstörungen sowie Demenzerkrankungen

Die seelische Gesundheit ist für die Lebensqualität ebenso bedeutsam wie die körperliche Gesundheit. Wichtig ist, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen Zugang zu Behandlung, Beratung und Unterstützung erhalten – und keine Ausgrenzung oder Benachteiligung erfahren.

Für mich bedeutet Barrierefreiheit, dass ich mich nicht jedem erklären muss.

Martina Heland-Gräf engagiert sich im Vorstand des Bayerischen Landesverbands Psychiatrie-Erfahrener e. V. Sie hat selbst Erfahrung mit psychischen Erkrankungen und der Psychiatrie, mit Selbsthilfegruppen – und mit Barrieren.

Information hilft, Hürden zu überwinden

Welchen Barrieren begegnen Menschen mit einer psychischen Erkrankung? Eine wesentliche Hürde ist die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen. Stigmatisierung bedeutet, dass eine Person oder eine Personengruppe aufgrund eines bestimmten Merkmals, einer Eigenschaft oder eines Zustandes von anderen abgegrenzt oder in negativer Weise unterschieden wird. 

Zur Stigmatisierung tragen mangelnde Kenntnisse der Gesellschaft über psychische Erkrankungen bei. Zwar hat sich die gesellschaftliche Akzeptanz bereits verbessert, doch die Begegnung mit psychisch erkrankten Menschen ist nach wie vor häufig mit Ängsten, Abwehr und mangelnder Sensibilität verbunden. Das führt – neben dem damit einhergehenden erheblichen Leidensdruck– oft dazu, dass Betroffene oder Angehörige erst spät oder gar keine fachkundige Hilfe suchen. 

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention setzt sich deshalb entschieden dafür ein, Bürgerinnen und Bürger intensiver über das Thema psychische Erkrankungen zu informieren und die Entstigmatisierung dieser Erkrankungen weiter voranzutreiben. Zudem werden Betroffene und Angehörige ermutigt, Hilfeangebote in Anspruch zu nehmen. 

Kampagnen zur psychischen Gesundheit

Unter dem Motto „Bitte stör mich! – Aktiv gegen Depression“ erfährt die Bevölkerung mehr über Depressionen bei Erwachsenen. Solche Depressionen äußern sich unter anderem in tiefer Niedergeschlagenheit, in Schlafstörungen und Energielosigkeit. 

„Bayern barrierefrei“ schafft Bewusstsein für psychische Einschränkungen

Menschen mit psychischen Erkrankungen nehmen notwendige Hilfen häufig nicht oder zu spät in Anspruch. Ein Grund dafür ist – neben mangelnder Aufklärung und Information – insbesondere die Sorge, von anderen Menschen abgelehnt, gemieden oder nachteilig behandelt zu werden. Die Bayerische Staatsregierung macht sich daher durch breite öffentliche Aufklärung weiter für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen stark. Ziel der Staatsregierung ist es zudem, den Zugang zu Angeboten für Betroffene möglichst einfach zu gestalten. Für Menschen in psychischen Notlagen bieten die Krisendienste Bayern qualifizierte Beratung und Unterstützung. Ebenso gibt es an Schulen und Hochschulen vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten für psychisch belastete junge Menschen.

Beratung und Unterstützung in Bayern

Betroffene und Menschen aus deren Lebensumfeld finden umgehend Rat und Hilfe bei den Krisendiensten Bayern. Unabhängige psychiatrische Beschwerdestellen setzen sich für die Rechte von Menschen mit psychischen Erkrankungen ein.

Deutschlandweit einmalig: Krisendienste

Durch das Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (BayPsychKHG) wird die psychiatrische Versorgung in Bayern ausgeweitet und gestärkt. Ein Kernelement des Hilfeteils des BayPsychKHG sind psychosoziale Beratungs- und Hilfeangebote für Menschen in psychischen Krisen (Krisendienste, Art. 1 BayPsychKHG). Das Netzwerk der sieben bayerischen Krisendienste bietet rasche, wirksame und fachkompetente Hilfe in psychischen Notlagen: für Betroffene, Mitbetroffene und Angehörige. 

Die Krisendienste sind kostenfrei und rund um die Uhr unter einer zentralen Rufnummer erreichbar. Sie können in über 120 Sprachen helfen und beraten. Die Krisendienste bestehen aus einer mit Fachkräften besetzten Leitstelle und mobilen Fachkräften, die auf Anforderung vor Ort tätig werden können. Mit ihrem Angebot ergänzen die Krisendienste das bestehende Versorgungssystem und übernehmen in diesem Zusammenhang zudem eine Lotsen- und Steuerungsfunktion. Auch Fachstellen können sich an die Krisendienste wenden. Ein derartiges niedrigschwelliges Hilfeangebot gibt es so bislang in keinem anderen Flächenland in Deutschland.

Die Krisendienste Bayern sind rund um die Uhr erreichbar.

Kostenlose Rufnummer: (0800) 6553000

Unabhängige psychiatrische Beschwerdestellen

„Zuhören. Beraten. Lösungen finden.“ Auf diese Formel bringen die unabhängigen psychiatrischen Beschwerdestellen (upB) ihr Angebot. Dorthin kann sich jede und jeder – kostenlos und anonym – wenden, die oder der sich über eine psychosoziale oder psychiatrische Behandlung beschweren möchte. Die Beschwerdestellen werden in der Regel trialogisch, das heißt gemeinsam von Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten, oder auch von psychiatrieerfahrenen Menschen bzw. Angehörigen psychisch erkrankter Menschen betrieben. 

Eine Karte auf der Website der upB zeigt, wo in Bayern die Anlaufstellen zu finden sind: 

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