Claudia Michels

Ein Museum baut (uralte) Barrieren ab

Dinkelsbühl, November 2016

Zugegeben, der Barrierenwald auf unserem Foto veranschaulicht die zahllosen Zollschranken in der Region um Dinkelsbühl im 18. Jahrhundert. Doch er könnte auch ein Symbol sein für die Barrieren, die im Dinkelsbühler Haus der Geschichte genau dies sind: Geschichte! Früher mussten die Besucherinnen und Besucher treppauf und stufab durch das historische Gebäude steigen. Menschen mit Gehbehinderung scheiterten schon an den Stufen zum Eingang. Heute erfahren Menschen mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen den gesamten Rundweg barrierefrei.

Über das Haus der Geschichte

Erstmals erwähnt wurde das Gebäude im 14. Jahrhundert als Sitz zweier Patrizierfamilien. Von 1550 bis 1855 diente es als Rathaus. Deshalb nennen es die Dinkelsbühler bis heute „Altes Rathaus“; das Barockgebäude, in dem Bürgermeister, Stadtrat und Verwaltung sitzen, heißt „Neues Rathaus“. Sie sehen: „Alt“ und „neu“ sind in historischen Städten wie Dinkelsbühl sehr dehnbare Begriffe! Heute beherbergt das Gebäude das Haus der Geschichte.

Claudia Michels

„Faszination Dinkelsbühl“

Als freie Reichsstadt war Dinkelsbühl ein halbes Jahrtausend lang nur dem Kaiser untertan. Der Konfessionsstreit, der Dreißigjährige Krieg und die Napoleonischen Kriege haben das Leben der Dinkelsbühler Bürgerinnen und Bürger geprägt. Unter dem Motto „Faszination Dinkelsbühl“ macht das Haus der Geschichte die wechselvolle Stadtgeschichte auf vielfältige Weise erlebbar. 

600 Jahre alt, 100 Prozent barrierefrei?

Barrieren abzubauen in jahrhundertealten Gebäuden: Das ist viel, viel schwieriger, als barrierefrei neu zu bauen. 600 Jahre alt und 100 Prozent barrierefrei: Das ist kaum möglich. Die historischen Bauweisen, der Denkmalschutz und nicht zuletzt die hohen Kosten setzen den (Um-)Bauherren immer wieder Grenzen. Der besondere Stil, die Atmosphäre und der Charme der Bauten sollen erhalten werden, erlebbar bleiben – sie sind schließlich ein Grund, historische Gebäude zu besuchen. Dieses Abwägen zwischen unverfälschtem Raumerlebnis und Nutzbarkeit für möglichst viele Menschen ist im Dinkelsbühler Haus der Geschichte gut gelungen. Besonders geachtet wurde auf die Bedürfnisse von Menschen mit Gehbehinderung. Damit ist das Haus der Geschichte nun auch eine attraktive Station für die vielen älteren Besucherinnen und Besucher der Stadt.

Bildergalerie: Machen Sie einen Rundgang!

Der kleine Obrist von Dinkelsbühl

1632: Im Heiligen Römischen Reich wütet der Dreißigjährige Krieg. Auch vor den Toren von Dinkelsbühl stehen schwedische Truppen; sie wollen die Stadt plündern und niedermachen. Da erlauscht die Tochter eines Turmwächters, dass der schwedische Obrist Claus Dietrich von Sperreuth vor kurzem seinen kleinen Sohn verloren hat. Scharfsinnig schart sie Dinkelsbühler Kinder um sich, zieht mit ihnen vors Tor, kniet vor dem Anführer der Schweden nieder und bittet um Gnade. Prompt erweicht der Anblick der Kinder von Sperreuths Herz; er verschont die Stadt. Dichtung oder Wahrheit? Nun ja. Wahrheit ist: Jedes Jahr im Juli feiert Dinkelsbühl das Ereignis mit der Kinderzeche. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt eines kleinen Jungen in Obristenuniform.

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