Auch dort, wo in Ingolstadt Politik gemacht wird, sind schon viele Barrieren gefallen: im Neuen Rathaus. Maßnahmen für Menschen mit Körperbehinderung sind längst Standard: der schwellenlose Zugang, die automatischen Türen, die Behindertentoilette, die Lifte und Rampen. Direkt am Haupteingang ist ein Teil des Infoschalters so tief abgesenkt, dass Menschen mit Rollstuhl sich auf Augenhöhe mit den Servicekräften austauschen und problemlos Formulare ausfüllen können. Ältere oder gehbehinderte Besucherinnen und Besucher, schwangere Frauen oder Eltern mit Baby auf dem Arm: Wer muss oder möchte, kann sich hier auch setzen.
Moderne Technik erleichtert es hörgeschädigten Menschen, ihre Bürgerpflichten zu erfüllen und am politischen Leben teilzuhaben. Für Menschen mit Hörgerät wurde am Infoschalter eine Induktionsschleife verlegt. Stellt man das Hörgerät entsprechend ein, hört man den Gesprächspartner klar und deutlich; alle Umgebungsgeräusche werden herausgefiltert. Und auf gehörlose Menschen warten (nach Voranmeldung) Gebärdensprachdolmetschende. Sie werden online zugeschaltet und übersetzen via Bildschirm und Lautsprecher in Gebärden- und Lautsprache.
Politik in allen Sprachen
Zwei Stockwerke höher, im Großen Sitzungssaal, wird Politik gemacht. Wer das miterleben möchte, kann hier alle öffentlichen Sitzungen verfolgen. Auch gehörlose Ingolstädterinnen und Ingolstädter – und Menschen, die nicht (gut) Deutsch sprechen. Melden Sie sich 14 Tage vor der Sitzung an, wird wiederum der Online-Dolmetschdienst gebucht, der in Gebärdensprache oder in die gewünschte Fremdsprache übersetzt. Die Kosten übernimmt die Stadt. „Das ist in unserem Haushalt ein Mikrobetrag“, schildert Christian Lösel. „Aber er bewirkt enorm viel. Wir haben einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund – aus mehr als 100 Nationen! Da brauchen wir eine Infrastruktur wie deutlich größere Städte.“