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Im Gespräch über … die kundenfreundliche Internet-Filiale
München, August 2017. Zu Hause oder unterwegs den Kontostand prüfen, eine Rechnung bezahlen oder einen Dauerauftrag ändern: Online-Banking erspart vielen Menschen den Weg zur Filiale und das Schlangestehen am Service-Schalter. Damit alle Kundinnen und Kunden die Abkürzung zu ihrem Konto nutzen können, haben die Sparkassen in ihrer Internet-Filiale Barrieren abgebaut. Kompromisse gab’s nicht. Um optimale Kontraste zu erreichen, reduzierten sie sogar den Anteil ihrer Markenfarbe Rot. Nun wurde das barrierefreie Online-Angebot getestet. Das Ergebnis: Die Internet-Filiale der Sparkasse erreichte die Note „gut zugänglich“. Darüber freuen sich motorisch oder sehbehinderte Menschen genauso wie die Generation der „Silver Surfer“ – der älteren Internet-Nutzenden.
Über die bayerischen Sparkassen
Sparkassen sind öffentlich-rechtliche Finanzinstitute. Getragen werden sie von Körperschaften wie Städten, Gemeinden oder Landkreisen (daher auch Bezeichnungen wie „Stadtsparkasse“ oder „Kreissparkasse“) bzw. von Zweckverbänden. In Bayern gibt es derzeit 66 Sparkassen mit knapp 2.500 Filialen. Organisiert sind sie im Sparkassenverband Bayern. Der Verband ist der zentrale Dienstleister und Interessenvertreter für die bayerischen Sparkassen und ihre Träger.
Modernes Banking für alle
Mit barrierefreien Angeboten erfüllen die Sparkassen einen öffentlichen Auftrag und ihr eigenes Leitbild. Das Ziel: Alle Bürgerinnen und Bürger sollen an den modernen Finanzdienstleistungen der Sparkassen teilhaben können. Dabei handelt jede Sparkasse eigenständig und entscheidet selbst, wie intensiv sie sich dem Thema Barrierefreiheit widmet.
Menschlichkeit und Einfachheit
„Wer frühzeitig gute barrierefreie Angebote einführt, gewinnt einen Vorsprung im Wettbewerb. Und wenn man vorausschauend plant, verursachen barrierefreie Lösungen nur geringe Mehrkosten“, sagt Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) betreut das bundesweite Projekt „Barrierefreie Bankdienstleistungen“. Was hat die Sparkassen bewogen, Barrieren abzubauen? Dr. Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern: „Barrierefreiheit wird aufgrund der demografischen Entwicklung in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Für uns Sparkassen ist der Abbau von Barrieren Teil des öffentlichen Auftrags und entspricht voll und ganz unserem Markenkern: Menschlichkeit und Einfachheit.“
Natürlich sei Barrierefreiheit auch ein Wettbewerbsvorteil, so Netzer weiter. „Wer frühzeitig gute barrierefreie Angebote einführt, gewinnt einen Vorsprung im Wettbewerb. Und wenn man vorausschauend plant, verursachen barrierefreie Lösungen nur geringe Mehrkosten. Außerdem sind sie eine Investition in die gesellschaftliche Nachhaltigkeit und damit in die Zukunft.“
Beim Online-Banking sieht niemand rot
In ihrer Internet-Filiale können die Kundinnen und Kunden der Sparkasse nun z. B. die Schriftgrößen und Kontraste auf ihre Bedürfnisse anpassen und ihre Eingaben nicht nur mit der Maus steuern, sondern auch allein über die Tastatur. Das ist wichtig für blinde Menschen und für Nutzerinnen und Nutzer mit eingeschränkter Beweglichkeit der Arme und/oder Hände. Sogar auf die Markenfarbe Rot wurde teilweise verzichtet, um optimale Lesbarkeit zu sichern. Die Online-Angebote (und viele weitere Services) werden in Alltagssprache, Leichter Sprache und Gebärdensprache erklärt.
Getestet wurde der Web-Auftritt schließlich vom Blindenverband Hamburg. Bei diesem Test nach der sogenannten BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) werden zahlreiche Details geprüft, die Barrierefreiheit sichern. Die Internet-Filiale der Sparkassen erzielte 91,25 von 100 möglichen Punkten und damit die Bewertung „gut zugänglich“.
Barrierefreies Online-Banking ist nicht nur für Menschen mit Sehbehinderung oder körperlichen Einschränkungen wichtig. Immer mehr ältere Menschen nutzen Online-Angebote, um sich auszutauschen, zu informieren, einzukaufen. Viele kennen sich im Internet längst gut aus. Dabei konzentrieren sich die „Silver Surfer“ am liebsten aufs Wesentliche. „Webseiten im Internet sind oft mit vielen Funktionen ausgestattet, die vom gerade Benötigten ablenken“, schildert Ulrich Netzer. „Deshalb besucht auch die wachsende Kundengruppe der älteren Menschen gerne die barrierefreie Internet-Filiale, weil sie einfacher aufgebaut und besonders lesefreundlich ist.“
Mehr Komfort für alle Nutzerinnen und Nutzer
Ein gutes barrierefreies Angebot ist komfortabel für alle Nutzerinnen und Nutzer, ob mit oder ohne Behinderung – Fachleute sprechen von „Usability“ (Benutzerfreundlichkeit). Und wenn man sich z. B. auf einer Website problemlos zurechtfindet, alle Funktionen erkennt und einfach bedienen kann, kurz: den Auftritt als rundum angenehm und komfortabel empfindet, dann hat man eine gute „User Experience“ gemacht: eine positive Kundenerfahrung. Das Selbstbewusstsein der Internetnutzenden wächst. Wer beim Einkaufen im Online-Shop scheitert, gibt (meist ganz zu Recht) nicht sich selbst die Schuld, sondern hakt den Shop als unattraktiv ab – und besucht ihn vermutlich nicht wieder. „Nutzerfreundlichkeit ist im digitalen Zeitalter ein wesentliches Qualitätsmerkmal“, bestätigt Netzer und nennt ein Beispiel: „Schaltflächen im Internet – also die anklickbaren Felder, die eine Aktion auslösen – werden heute oft größer und Hinweissymbole kontrastreicher gestaltet. Dies soll nicht nur sehbehinderten Menschen dienen, sondern mehr Komfort für alle Nutzerinnen und Nutzer schaffen.“
Barrieren abbauen – auch durch Aufklärung
Barrierefreiheit beschränkt sich nicht nur auf technische Lösungen. Sie muss Tag für Tag gelebt werden. Deshalb wurden vielfältige Umsetzungshilfen für die Sparkassen vor Ort und ihre Beschäftigten entwickelt: Schulungsmaterialien für das barrierefreie Miteinander von Mensch zu Mensch genauso wie Checklisten und Praxisbeispiele für die barrierefreie Gestaltung von Filialen, SB-Geräten und Infobroschüren.
Nutzerfreundlichkeit ist im digitalen Zeitalter ein wesentliches Qualitätsmerkmal.
Ziel sei es, nicht nur online Barrieren abzubauen, sagt Verbandspräsident Netzer, sondern „Schritt für Schritt auch den barrierefreien Zugang zu unseren Filialen, zu den Selbstbedienungs-Geräten und zu unserem Beratungsangebot auszubauen“. Die einzelnen Sparkassen handeln dabei eigenständig in der Filialgestaltung. „Behindertenverbände bescheinigen uns hier einen guten Antritt“, berichtet Netzer weiter. Alle bayerischen Sparkassen haben ihren Kundinnen und Kunden inzwischen den Zugang zur barrierefreien Internet-Filiale eröffnet. Und auch vor Ort sind schon viele Barrieren gefallen; weitere werden abgebaut. Mit gutem Vorbild geht z. B. die Sparkassenfiliale in Altdorf bei Nürnberg voran: Nach elfmonatiger Sanierung eröffnete sie im Juni 2017 ihre völlig neu gestalteten Räume. Ein tastbares Leitsystem lotst blinde Menschen zu den Geldautomaten und dem Servicebereich. Für Menschen mit Sehbehinderung wurde ein Geldautomat mit einer Sprachsteuerung und Kopfhörern ausgerüstet. Zwei Geräte sind rollstuhlgerecht unterfahrbar.
Und wie führen Sie Bankgeschäfte durch, Herr Ministerpräsident?
Auf dem Bayerischen Sparkassentag 2017 überreichte Horst Seehofer das Signet „Bayern barrierefrei – Wir sind dabei!“ an den Sparkassenverband Bayern. Ein guter Anlass: Wir haben Bayerns Ministerpräsidenten gefragt, warum er den Abbau von Barrieren in allen Lebensbereichen vorantreibt.
- Herr Ministerpräsident, wie erledigen Sie Ihre Bankgeschäfte?
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In meinem Amt bin ich sehr viel unterwegs. Da ist Online-Banking im Alltag sehr nützlich.
- Ende Juni 2017 haben Sie erstmals selbst ein Signet „Bayern barrierefrei“ verliehen – an den Sparkassenverband Bayern für sein barrierefreies Online-Banking. Warum ist Barrierefreiheit bei Bankdienstleistungen besonders wichtig?
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Kaum ein Tag vergeht, ohne dass sich auf dem Girokonto etwas tut. Ohne Hilfe anderer seine Geldangelegenheiten regeln zu können, bedeutet: Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Privatsphäre – und damit auch Würde. Für betroffene Menschen ist es zumindest lästig, oft auch schmerzlich, wenn sie andere bitten müssen, an ihrer Stelle persönliche Informationen wie den Kontostand abzurufen oder Rechnungen für ihre privaten Einkäufe zu bezahlen. Barrierefreies Online-Banking bedeutet besonders auch für Menschen mit Behinderung einen großen Gewinn an Autonomie. Dass die Sparkassen eine ausgereifte barrierefreie Lösung anbieten, ist eine Auszeichnung wert.
- Warum brauchen wir das Programm „Bayern barrierefrei 2023“?
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Wir wollen eine inklusive Gesellschaft, das bedeutet, Teilhabe gerade auch für Menschen mit Behinderung! Barrieren – ob Treppen oder komplizierte Sprache – stehen dieser Teilhabe im Weg. Daher habe ich das Ziel formuliert: Bayern muss barrierefrei werden! Bayern geht mit gutem Beispiel voran. In unserem staatlichen Verantwortungsbereich bauen wir Barrieren ab, wir unterstützen und fördern zum Beispiel den Ausbau barrierefreier Bahnhöfe. Das Handeln des Staates allein reicht nicht, wir brauchen Partner aus allen Bereichen! Dafür werben wir! Ein barrierefreies Bayern bis 2023 ist ein ehrgeiziges Ziel. Wir schaffen das, wenn alle dabei sind!
- Was bedeutet für Sie ganz persönlich Barrierefreiheit?
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Ganz einfach: Barrierefreiheit ist ein wesentlicher Teil einer gerechten Gesellschaft. Wir wollen in Bayern gleichwertige Lebensbedingungen schaffen. Dafür müssen wir noch viele Barrieren abbauen: in unserer Umwelt und in den Köpfen!
Linktipp: das barrierefreie Portal der Sparkassen
Auf dem Sparkassen-Finanzportal finden Sie alle Infos über barrierefreie Online-Angebote der Sparkassen – auch in Leichter Sprache und Gebärdensprache – und eine Liste aller Sparkassen mit barrierefreier Internet-Filiale.