Klinikatmosphäre raus, Wohlfühlambiente rein: Das gilt auch für die Toilettenanlagen. Und auch hier spielten die DIN-Normen zur Barrierefreiheit dem Architekten in die Hände. Taucht man ein Bad oder eine Toilette ganz in Weiß oder Pastelltöne, finden sich Menschen mit Sehbehinderung kaum zurecht. Deshalb sind Kontraste angesagt: ein Zusammenspiel aus hellen und dunklen Farben, die z. B. das Toilettenbecken eindeutig von Boden und Wand absetzen.
Auch der Einsatz unterschiedlicher Materialien – z. B. matte und glänzende – kann helfen. Die Spielwiese für Gestalter ist eröffnet! Und das Auge findet nicht nur Halt, sondern Wohlgefallen am hochwertigen, zeitlosen Design. „Hochwertig und kontrastreich – dieses Konzept zieht sich durchs ganze Haus“, freut sich Ulrich Schumann. Kaum sichtbar, aber dafür deutlich spürbar tragen auch Details wie die Montagehöhe von Toilettenbecken zur Barrierefreiheit bei. Alle Toiletten der Altmühltherme sind so hoch montiert, dass sich zum Beispiel ältere Menschen bequem setzen und wieder aufstehen können.
Kompromisse sind gut – wenn man sie gemeinsam entwickelt
„Wir mussten in keinem Bereich mehr Geld in die Hand nehmen, um Barrierefreiheit zu realisieren. Nur die Badlifter fielen zusätzlich an. Außerdem haben wir Aufzüge eingebaut, weil unsere Therme – und das ist eher die Ausnahme – mehrstöckig ist.“ Eine klare Aussage von Thermenchef Schumann, die Bauherren Mut machen sollte. Natürlich: „Im Bestand ist es unmöglich, alle Ideale zu erfüllen“, schränkt Architekt Wolfgang Gollwitzer ein. Vor Ort, in der Therme, habe man daher mit Vertreterinnen und Vertretern von Behindertenverbänden sowie des Landratsamts diskutiert. Was ist ein Muss – und wo können alle Beteiligten mit einem Kompromiss leben? Ein solcher Kompromiss wurde bei den Türen gefunden. „An Stelle von elektrischen Türen, die sich langsam öffnen, gibt es normale Türen, für die wir aber mehr Platz eingeplant haben.“ Der Platz ist wichtig für Menschen, die im Rollstuhl, mit Rollator oder mit einem Kinderwagen unterwegs sind, und beim Türöffnen rangieren müssen.
Oder das Thema Induktionsschleifen. Induktive Höranlagen senden Sprache störungsfrei auf Hörgeräte und filtern Schall und Umgebungsgeräusche heraus. Induktionsschleifen werden immer öfter z. B. an Infoschaltern, in Vortragssälen und auch in Kirchen verlegt. Auch an der Kasse von Bädern sind sie sehr nützlich. Aber im Schwimmbad? Die wenigsten Hörgeräte sind wasserfest; hörgeschädigte Menschen nehmen ihre Hörgeräte meist in der Umkleidekabine heraus und verstauen sie sicher. Im Badebereich werden deshalb keine Induktionsschleifen verlegt. „Gefahrensituationen können wir sowieso besser lösen durch gut geschultes Personal in allen Bereichen.“