Taktile (= tastbare) Leitsysteme sind Orientierungshilfen für blinde und sehbehinderte Menschen. Ob im öffentlichen Raum, an Haltestellen und Bahnhöfen oder in Gebäuden: Verschiedene Lösungen ermöglichen Menschen eine selbstständige Fortbewegung und den Zugang zu Informationen.
Bodenleitsysteme mit Rippen oder Noppen lassen sich mit dem Langstock oder mit den Füßen ertasten. Erhabene, talbündige Systeme (Rippen) stellen sowohl im Innen- wie im Außenbereich hinsichtlich der taktilen Erfassbarkeit die beste Lösung dar. Vor allem im öffentlichen Freiraum sichern sie den Funktionserhalt auch bei Verschmutzungen (z. B. Schnee, Eis, Laub etc.) länger als bergbündige Systeme (Rillen). Da es im Gebäudeinneren zu keinen jahreszeitlich bedingten Beeinträchtigungen kommt, können hier auch Systeme mit Rillen geeignet sein.
Einschlägig sind die DIN-Normen 18040-1 (Außenanlagen – öffentlich zugängliche Gebäude: „Zugangs- und Eingangsbereiche müssen leicht auffindbar und barrierefrei erreichbar sein.“; Innenraum – öffentlich zugängliche Gebäude: „Informationen, die taktil zur Verfügung gestellt werden, müssen für die jeweilige Art der Wahrnehmung geeignet sein.“) und 18040-3 (Außenraum – öffentlicher Verkehrs- und Freiraum: „Der öffentlich zugängliche Verkehrs- und Freiraum sollte mit einem durchgängigen und vernetzten Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen ausgestattet sein.“).
Handlaufbeschriftung an Treppengeländern oder Wänden, taktile Schilder und Pläne – z. B. in Aufzügen – erleichtern ebenfalls die Orientierung.
Taktile Leitsysteme funktionieren nach dem Zwei-Sinne-Prinzip: Sie sind sowohl tastbar als auch visuell hervorgehoben (hoher Kontrast, große Schrift).